Müllwirtschaft Grüner Punkt wechselt den Besitzer

Köln · Deutschlands größtes Entsorgungsunternehmen Remondis kauft die Grüne-Punkt-Gruppe Duales System Deutschland (DSD) aus Köln. Kartellamt muss Geschäft noch absegnen.

 Das Duale System Deutschlands hat seit 25 Jahren die Markenrechte am Grünen Punkt.

Das Duale System Deutschlands hat seit 25 Jahren die Markenrechte am Grünen Punkt.

Foto: picture alliance / dpa

Der Grüne Punkt wird von Remondis übernommen. Nachdem sich der Zusammenschluss in den letzten Tagen abgezeichnet hatte, wurde am Donnertag der Kaufvertrag unterzeichnet. Damit kommen Deutschlands größter Entsorgungskonzern und der Markführer bei Dualen Systemen zum Verpackungsrecycling zusammen. Bisher gehörte das Unternehmen DSD, das die Markenrechte am Grünen Punkt mit den zwei verschlungenen Pfeilen hält, britischen Investoren. Ein Kaufpreis wurde von den Firmen nicht genannt. Das Bundeskartellamt muss dem Kauf noch zustimmen.

Remondis und das DSD sehen Wachstumschancen. „Die Nachfrage nach Recyclingkunststoffen wird steigen und zugleich sortiert sich der Markt neu“, sagte Remondis-Geschäftsführer Herwart Wilms. Ein neues Verpackungsgesetz sorge dafür, dass mehr Plastik recycelt wird, sagte DSD-Sprecher Norbert Völl. Andererseits ließen sich aus dem Plastik im gelben Sack qualitativ immer hochwertigere Produkte herstellen. Das erfolge bislang nur in kleinen Mengen. „Remondis ist der richtige Partner, um unsere Ziel zu erreichen, hochqualitative Recyclingkunststoffe im industriellen Maßstab anzubieten“, sagte DSD-Chef Michael Wiener.

Das DSD wurde vor über 25 Jahren Als Monopolist erzielte es von 1995 bis 2000 Jahresumsätze von über zwei Milliarden Euro. Danach einsetzender Wettbewerb ließ die Umsätze sinken auf insgesamt 561 Millionen Euro im Jahre 2016. Knapp 400 Millionen davon sind Lizenzerlöse.

Duale Systeme standen zuletzt unter Druck

Handel und Hersteller bezahlen an das DSD oder einen der anderen acht Anbieter von Dualen Systemen eine Gebühr für die Organisation des Recyclings. Die Händler geben diese über den Produktpreis an Verbraucher weiter. Laut Branchenangaben kostet das jeden Bürger über die üblichen Müllgebühren hinaus rund 13 Euro im Jahr. Das DSD ist Markführer bei den Dualen Systemen mit einem Anteil von knapp 30 Prozent.

Die Dualen Systeme standen zuletzt unter Druck. Etwa 30 Prozent, so heißt es in der Branche, des Plastiks in gelben Säcken oder Tonnen sei nicht angemeldet und damit auch nicht bezahlt. Auch hier sollen schärfere Regelungen Abhilfe schaffen. Duale Systeme sammeln den Abfall nicht selbst ein, sondern vergeben dafür Aufträge an Müllabfuhr-Firmen und an Sortieranlagen. Beim DSD könnte das künftig Remondis sein. Das Unternehmen verwies aber darauf, dass man bei der Abholung eigene Tochterfirmen nicht bevorzugen könne, sondern das beste Angebot annehmen müsse.

Vertreter von kommunalen und kleineren privaten Abfallbetrieben fürchten weniger Wettbewerb. Das Familienunternehmen Remondis hatte 2017 einen Umsatz von 7,3 Milliarden und rund 33.000 Mitarbeiter. Das DSD hat 424 Mitarbeiter. Etwa 240 arbeiten in Köln, nachdem 20 Stellen Ende 2017 abgebaut worden waren. Der Verkauf an Remondis soll keine Stellen kosten. „Weder sind Einschnitte bei Mitarbeitern noch die Verlagerung des Firmensitzes von DSD geplant“, heißt es in einer Mitteilung. Auch der Unternehmensname und die Marke „Grüner Punkt“ blieben bestehen.

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