Schleifscheiben-Hersteller Rhodius Geschäftsidee aus der Tageszeitung

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Warum sich der Schleifscheiben-Hersteller Rhodius aus Burgbrohl nicht vor Trump fürchtet und trotz Drohungen weitere Investitionen in Nordamerika plant.

 Geschäftsführer Gerald Lichter zeigt die Maschinen, die Rhodius selbst entwickelt hat.

Geschäftsführer Gerald Lichter zeigt die Maschinen, die Rhodius selbst entwickelt hat.

Foto: Gausmann

Die grauen Körner rieseln über Förderbände, häufen sich in Eisenbehältern und werden von Gabelstaplern in überdimensionalen Tüten durch die Werkshallen der Firma Rhodius transportiert. Was den Schleifscheiben des Familienunternehmens den richtigen Schliff verleiht, mag ähnlich aussehen. Doch der erste Blick täuscht. „Wir haben fast 3500 verschiedene Zusammensetzungen im Programm“, sagt Gerald Lichter, geschäftsführender Gesellschafter von Rhodius.

Das Familienunternehmen betreibt in dem 3000-Einwohner-Eifelort Burgbrohl nach eigenen Angaben die größte Schleifscheibenproduktion Europas. In Deutschland sei Rhodius Marktführer, sagt Lichter. Aus dem beschaulichen Dorf werden die Produkte in alle Welt exportiert. Vor allem Industriemaschinen sägen mit den runden Scheiben Metallteile, aber auch in Baumarkt-Werkzeug für Hobby-Handwerker kann eine Schleifscheibe von Rhodius verbaut sein. Das Unternehmen hat ehrgeizige Pläne: Der Jahresumsatz von derzeit rund 60 Millionen Euro soll innerhalb der kommenden drei Jahre auf rund 100 Millionen Euro steigen.

Dafür setzt das Unternehmen nicht nur auf neue Produkte, die Oberflächen polieren oder mattieren. Auch der Export soll von derzeit 70 Prozent des Umsatzes weiter steigen. Wachsen wollen die Eifler nicht nur in Asien, wo Rhodius in einem eigenen Werk in Schanghai produziert.

Rhodius: "Die wichtigsten US-Werkzeughersteller kaufen ihre Schleifscheiben bei uns"

Gerade in Nordamerika plant das Unternehmen Investitionen. Im Januar haben die Burgbrohler ihren bisherigen Vertriebspartner in den USA übernommen und sehen die Bestrebungen des neuen Präsidenten Donald Trump, deutschen Herstellern mit Importzöllen das Leben schwer zu machen, gelassen. „Die wichtigsten US-Werkzeughersteller kaufen ihre Schleifscheiben bei uns in der Eifel“, sagt Lichter. Den US-Firmen bliebe nichts anderes übrig, als die Produkte zu importieren, denn es würden in den USA nicht genug Schleifscheiben produziert, um die Nachfrage zu decken. „Wenn die Zölle wirklich kommen, werden die US-Werkzeughersteller die Preise für ihre Kunden erhöhen“, meint Lichter. Zumindest an den Eiflern scheint Trump mit seiner Strategie zu scheitern: „Trotzdem machen wir da keine Produktion auf“, sagt Lichter.

Und so laufen in Burgbrohl reihenweise Schleifscheiben mit Markennamen von Werkzeugfirmen aus aller Welt vom Band. „Wir setzen auf eigene technische Verfahren, die Maschinen haben wir selbst entwickelt“, sagt der Unternehmer. Mit Sonderproduktionen wie der wasserunempfindlichen Schleifscheibe für den Schiffbau könne man sich gegen die günstigere Konkurrenz behaupten.

Dabei ist die Familie Rhodius, die ihre unternehmerische Tätigkeit über mehr als 200 Jahre zurückverfolgen kann, eher zufällig zur Schleifscheibe gekommen. Nach dem Betrieb mehrerer Hüttenwerke in der Region gründeten die Vorfahren der heutigen Familienmitglieder 1827 eine Firma zur Herstellung von Bleiweiß, das zur Färbung von Stoffen eingesetzt wurde. Später produzierte die Familie in Burgbrohl Farben und Lacke. Erst in den 50er Jahren stieß Unternehmer Rudolf Rhodius in einer Tageszeitung auf die Anzeige eines Erfinders, der für ein neues Verfahren zur Herstellung von Schleifscheiben einen Investor suchte. Der Grundstein für das heutige Unternehmen war gelegt.

300 Beschäftigte arbeiten in Brohlbach

Heute arbeiten auf dem Betriebsgelände, durch das der malerische Brohlbach plätschert, rund 300 Beschäftigte. Im Eingangsbereich der Werkshallen stehen Sprudelkästen für durstige Mitarbeiter bereit.

Wo das Schleifscheibenwerk aufhört, beginnt das Betriebsgelände des Rhodius-Mineralbrunnens, der ebenfalls der Familie gehört. „Rhodius hat sich schon immer mit verschiedenen Produkten beschäftigt“, sagt Lichter. „Jetzt hat sich die Familie auf Schleifscheiben und Mineralwasser konzentriert.“ Die Mischung dürfte weltweit einzigartig sein, aber sie funktioniert offenbar. Die nächste Generation der Unternehmerfamilie stehe bereit, sich im Betrieb zu engagieren.

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