Kölner Warenhauskonzern in der Krise Gehaltskürzungen bei Kaufhof befürchtet

Köln · Der Kölner Warenhauskonzern beklagt die Branchenkrise und will mit Verdi einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung verhandeln. In diesem Jahr drohen wieder rote Zahlen.

Die Geschäfte beim Kölner Traditionsunternehmen Kaufhof laufen längst nicht so gut wie erhofft.

Die Geschäfte beim Kölner Traditionsunternehmen Kaufhof laufen längst nicht so gut wie erhofft.

Foto: picture alliance / Christoph Zei

Weniger frequentierte Innenstädte, zunehmender Internethandel, Kosten für die Modernisierung von Märkten und Sortiment sowie Wettbewerbsverzerrungen durch ungleiche Personalkosten in der Brache. Galeria Kaufhof nennt gleich ein Reihe von Gründen, warum beim Personal gespart werden müsse.

Eine Milliarde in fünf Jahren

Das sind neue Töne. War doch Eigner HBC, der Kaufhof im Oktober 2015 von Metro übernommen hatte, angetreten, um den Warenhäusern zu einer Renaissance zu verhelfen. Ein Milliarde sollte in fünf Jahren in die Hand genommen werden. Die Düsseldorfer Kö-Filiale sollte Blaupause für den Umbau von zehn Filialen sein. Punkten wollte Kaufhof etwa mit einer stylischen Damenschuhabteilung auf 1600 Quadratmetern.

Schlechtes Weihnachtsgeschäft

Doch dann lief ausgerechnet das wichtige Weihnachtsgeschäft bei Kaufhof schlechter mit einem Umsatzminus von zwei Prozent. Auch im laufenden Jahr meldet Kaufhof bisher rückläufige Umsätze. Kaufhof habe das Jahr 2016 „mit einem deutlichen Verlust“ abgeschnitten, erklärte Kaufhof-Chef Wolfgang Link der Agentur dpa.

Umstrittene Rabattschlachten

Und es gab noch weitere schlechte Nachrichten. Ende April verließ der Belgier Olivier Van den Bossche, seit 2014 Vorsitzender der Geschäftsführung von Galeria Kaufhof, das Unternehmen. Gründe wurden wie üblich nicht benannt. Es soll aber zwischen dem kanadischen Eigner und dem Management geknirscht haben, unter anderem wegen Rabattschlachten im Weihnachtsgeschäft. Die Initiative dazu soll von Aufsichtsratschef Don Watros ausgegangen sein. Watros wiederum verließ im August das Unternehmen sowie HBC. Ein Nachfolger soll in diesem Monat ernannt werden wie auch ein neuer Chef für die deutschen Warenhäuser. Die sowie das Europageschäft führt derzeit Bossches Nachfolger Wolfgang Link, der sich auf Europa konzentrieren will. Chef der deutschen Häuser soll Roland Neuwald werden.

Durchwachsener Internethandel

Personalwechsel machen das Geschäft nicht einfacher. Die Kandier haben sich das Warenhausgeschäft in Deutschland wohl auch schlicht einfacher vorgestellt. Eingeräumt hat der Konzern bereits, dass Kaufhof wohl nicht so gut war, wie er sich das beim Kauf vorgestellt hat. Doch durch wachsenden Internethandel und sinkende Kundenfrequenz in den Innenstädten sieht Joachim Stumpf von der Handelsberatung BBE die Kaufhäuser schon länger unter Druck.

Hohe Mietzahlungen an Mutterkonzern

Kaufhof leidet außerdem unter hohen Mietzahlungen. Die hat auch HBC zu verantworten, wie das Manager Magazin berichtete. Kaufhof-Immobilien hatte eine HBC-Tochter mit einem Milliardenkredit finanziert. Die Banken verlangten demnach, dass die Kreditsumme in den ersten fünf Jahren der Laufzeit maximal 68 Prozent des Immobilienwerts betragen dürfe. Deshalb wurden laut Manager Magazin die Beträge, die Kaufhof für Miete, Erbbauzinsen und Instandhaltung aufbringen muss, um 40 Millionen erhöht. Das treibt den Wert der Immobilien, belastet aber das Kaufhof-Ergebnis.

Kreditversicherer kürzt Garantien

Damit nicht genug: Im Sommer kürzte ein Kreditversicherer die Garantien für Lieferungen an Kaufhof. Und weil die Geschäfte auch bei HBC nicht rund liefen, verlangte ein Aktionär, HBC möge sich vom Europa-Geschäft trennen.

"Wirtschaftliche Atempause"

Um eine „wirtschaftliche Atempause“ bittet Link jetzt. In Medienberichten heißt es sogar, intern spreche der Vorstand von einer „Notlage“. Kaufhof fordert einen neuen, günstigeren Tarifvertrag. Angeblich mit Gehaltskürzungen um drei bis fünf Prozent, dem vorübergehenden Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld und einem Zurück zur 40-Stunden-Woche.

Verdi will Gutachter

Die Gewerkschaft Verdi will prüfen, ob sie über einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung verhandelt. Zuvor soll ein Gutachter die Kaufhof-Zahlen durchleuchten. „Die Arbeitnehmervertretungen werden alles daran setzen, dass den Kolleginnen und Kollegen im Kaufhof nicht in die Tasche gegriffen wird“, sagte Betriebsratschef Uwe Hoepfel.

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