Messe entwickelt sich in Köln weiter positiv Gamescom wird zum "Hotspot der Spieleindustrie"

KÖLN · Ganz oben, im 27. Stock des Köln-Triangle-Turms, mit bestem Blick auf Dom und Rhein, kann man schon mal ins Schwärmen geraten. Vor allem, wenn man Gerald Böse und damit Vorsitzender der Geschäftsführung der Koelnmesse ist und die Gamescom vor der Tür steht.

Eine Woche vor Beginn der sechsten Messe für digitale Spiele, kündigte Böse am Donnerstag ausverkaufte Hallen an. Besucher könnten lediglich noch Nachmittagstickets für einen der vier Messetage erwerben. Alle anderen Karten seien bereits im Online-Vorverkauf abgesetzt worden. Das heißt: Es werden erneut mehr als 300 000 Besucher zur Gamescom strömen.

Dazu kommen rund 700 Unternehmen, ein plus von gut zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die meisten Hallen sind damit komplett ausgebucht. Anbieter aus 45 Ländern präsentieren Hunderte Neuheiten, darunter einige Welt- und viele Europa-Premieren. 61 Prozent der Aussteller kommen dabei aus dem Ausland. "Das zeigt, dass Köln sich während der Gamescom in den zentralen Hotspot der Spieleindustrie verwandelt", sagte Böse. Dazu passt, dass sich auch die Zahl der erwarteten Fachbesucher um gut 70 Prozent auf rund 50 000 erhöhen wird.

Um diesem Ansturm gerecht zu werden, hat Böse verbesserte Wegeführungen und mehr "Lounge- und Cateringflächen" angekündigt. In Zukunft soll die Messe zudem familienfreundlicher werden. Schon vergangenes Jahr waren vor dem Hintergrund der Vorstellung gleich drei neuer Spielekonsolen 340 000 Menschen zur Gamescom gepilgert.

Die Zahlen spiegeln auch die Gesamtlage der Branche wider. Obwohl im wichtigsten Absatzmarkt, dem der Konsolenspiele, bedingt durch die Einführung der neuen Konsolen (Sonys Playstation 4, Nintendos WiiU und Microsofts Xbox One) im ersten Halbjahr ein Umsatzrückgang verzeichnet wurde, ist der Gesamtmarkt der digitalen Spiele in Deutschland um sechs Prozent gewachsen. [Fotostrecke]

Fotos zur Gamescom in Köln
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Das liegt vor allem an Downloads, die mittlerweile knapp ein Viertel des Gesamtmarktes ausmachen. "Die Industrie verändert sich rasend schnell, vor allem in punkto Digitalisierung", sagte Maximilian Schenk, Geschäftsführer des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU).

Nach wie vor seien Spiele auf Datenträgern der wichtigste Umsatzbringer, doch immer mehr Geld wird mit Apps für Smartphones oder Tablets, Spielen, die auf Konsolen heruntergeladen werden können, oder kostenpflichtigen Zusatzinhalten für Spiele gemacht, die zunächst gratis erhältlich sind.

Der Umsatz allein durch herunterladbare Zusatzinhalte für Spiele oder Apps ist im ersten Halbjahr um 149 Prozent auf 229 Millionen Euro gestiegen (2013: 92 Millionen Euro). "Die Zusatzinhalte gehen durch die Decke", sagte Schenk. Mehr als drei Millionen Menschen würden derzeit für solche Inhalte bezahlen. Mehr als 20 Millionen Menschen nutzen in Deutschland Spiele-Apps, 40 Prozent davon sind 40 Jahre oder älter. "Da ist eine neue Zielgruppe erschlossen worden. Jeder spielt immer und überall", sagte Schenk.

In Bezug auf die Gamescom sieht der Branchenvertreter vor allem einen Trend: "Die Spiele erzählen mittlerweile komplexe Geschichten in nahezu unbegrenzten Welten und nutzen hollywoodartige Elemente. Der Mehrspieler-Modus erlaubt es dem Spieler zudem, in Echtzeit mit anderen Menschen auf der ganzen Welt zu spielen." Dazu passe auch das Motto der diesjährigen Messe: "Spielend neue Welten entdecken." Und da gerät auch Schenk ins Schwärmen: "Es entstehen Spielerwelten, die so intensiv und echt wirken, wie wir es bisher nicht kannten."

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