Geplante Ställe in Euskirchen Fragenkatalog zu Putenfarmen

EUSKIRCHEN/SWISTTAL · Ziemlich sauer sind die Vertreter der Gemeinde Swisttal quer durch alle Fraktionen auf den Kreis Euskirchen. Der Grund: Der Kreis hat es trotz mehrfacher schriftlicher Anfragen abgelehnt, die Nachbargemeinde am Genehmigungsverfahren für den Bau zweier weiterer Putenmastställe für insgesamt 26.600 Tiere bei Palmersheim nahe der Grenze zu Swisttal und der Ortschaft Odendorf zu beteiligen.

Die Begründung des Kreises Euskirchen: Laut vorliegendem Gutachten sei die Gemeinde Swisttal nicht beeinträchtigt. Allerdings sehen sich die Swisttaler insofern betroffen, als die Gemeinde im Radius des 1,6-Kilometer-Einwirkungsbereichs der Untersuchung von stickstoffempfindlichen und potenziell stickstoffempfindlichen Biotopen beziehungsweise Ökosystemen liege. Ob die entsprechenden Daten dazu gutachterlich richtig erhoben worden seien, könne nur in Zusammenarbeit mit dem Rhein-Sieg-Kreis festgestellt werden. Aber auch diesem hat Euskirchen eine Beteiligung verwehrt.

Jetzt hat Swisttal nochmals die Beteiligung eingefordert und will darüber hinaus einen Fragenkatalog beantwortet wissen, der sich auf den Umgang mit Produktions- und Reinigungsabwässern sowie auf Einbauten zur Verminderung von Feinstaub, Gerüchen und resistenten Keimen bezieht.

"Wenn wir weiter nicht beteiligt werden und unser Fragenkatalog an den Kreis Euskirchen nicht beantwortet wird, werden wir den Rechtsweg prüfen, wie wir die Beteiligung erreichen können", sagte Swisttals Pressesprecher Bernd Kreuer dazu auf Anfrage. In der Ratssitzung nächste Woche soll auch eine Resolution erneuert werden, mit der die Prüfung kumulativer Effekte bei der Konzentration mehrerer Anlagen in unmittelbarer Nähe zueinander und die Steuerung der Standorte im Regionalplan gefordert wird. Diese Resolution soll noch einmal an die Staatskanzlei sowie an die Landtagsabgeordneten der Region geschickt werden.

Erst aus der Presse hatte die Gemeinde Swisttal erfahren, dass im Euskirchener Ortsteil Palmersheim an der Monikastraße zwei weitere Putenmastställe entstehen sollen. Insgesamt 26.600 Tiere sollen im rund sechswöchigen Aufzuchtrhythmus in den jeweils 125 langen, 20 Meter breiten und sieben Meter hohen Gebäuden eines bestehenden landwirtschaftlichen Betriebes gehalten werden. Zu der Anlage gehören darüber hinaus zwei Flüssiggastanks, sechs Futtersilos und ein gekühlter "Kadaverbehälter". Die Stallanlage liegt rund hundert Meter entfernt vom Naturschutzgebiet "Orbach, Steinbach und Sürstbach". Und an der Grenze zu Swisttal.

"So kann man nicht mit Nachbarn umgehen!", ärgerte sich Ernst Ostermann (SPD) im Ausschuss. Monika Wolf-Umhauer (FDP) bezeichnete es als "Unverschämtheit", die "Entwässerung in einen Bach zu leiten, der durch andere Orte fließt". Gemeint ist der Orbach, der auch mitten durch Odendorf fließt. Laut Beschlussvorlage der Stadt Euskirchen vom 5. Dezember soll die Entwässerung von Hoffläche und Einfahrt der neuen Mastanlage über Straßeneinläufe auf dem Grundstück und über eine Rückhaltung in den Orbach fließen.

Wolf-Umhauer empörte sich auch über die vorgesehene Verkehrsführung: "Es ist unverschämt, dass dort ausdrücklich steht, der Verkehr werde über die K21 in Richtung Rheinbach geleitet, um die eigenen Ortschaften Flamersheim und Palmersheim nicht zu belasten."

Einen 20 Punkte umfassenden Fragenkatalog zum Vorhaben hat auch die Bürger-Initiative "Frischluft statt Tierfabriken" an den Landrat des Kreises Euskirchen gerichtet. Auch die Stadt Rheinbach werde sich an Stadt und Kreis Euskirchen wenden, wie Bürgermeister Stefan Raetz angekündigt hat.

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