Praktiker-Insolvenz Filiale in Bonn wird geschlossen

BONN/HAMBURG · Ausverkauf bei der in die Pleite gerutschten Baumarktkette Praktiker: Der vorläufige Insolvenzverwalter schließt 51 von insgesamt 168 Filialen. Auf der Streichliste befinden sich auch die Märkte in Bonn-Buschdorf und Köln-Porz. Ein weiterer Praktiker in Siegburg sowie drei zusätzliche Kölner Märkte blieben vorerst geöffnet, teilte ein Sprecher des Insolvenzverwalters gestern mit.

Die 51 Filialen, darunter drei Extra Bau- und Hobbymärkte, hätten hohe Verluste erwirtschaftet und dadurch die Weiterführung der restlichen Märkte gefährdet, hieß es weiter. Außerdem habe es für sie keine Interessenten gegeben, die das Geschäft eventuell weiterführen wollten.

Zu den einzelnen Häusern wollte sich Holger Voskuhl, Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters Christopher Seagon, gestern auf Anfrage nicht äußern. Die meisten der 51 Filialen hätten weniger als 50 Mitarbeiter, sagte er lediglich. Bei Praktiker in Bonn-Buschdorf sind nach Angaben aus Unternehmenskreisen derzeit rund 30 Menschen beschäftigt.

Zumindest bis zum Auslaufen der Lohnzahlungen des Insolvenzgeldes Ende September behalten nach Angaben von Voskuhl auch die 1500 fest angestellten und rund 1000 geringfügig beschäftigten Mitarbeiter der zu schließenden Filialen ihren Arbeitsplatz. Der Insolvenzverwalter suche Interessenten für die - zumeist angemieteten - Märkte, die diese eventuell mit einem anderen Sortiment weiterbetreiben. Voskuhl nannte als Beispiel Möbelhändler oder Bekleidungsketten. Diese könnten auch an einer Übernahme der Belegschaft interessiert sein, hieß es.

Vorher soll ein Abverkauf der Baumarkt-Ware, der nächste Woche beginnen soll, Platz für mögliche neue Nutzer schaffen. "Ein leer verkaufter Markt ist für Investoren anderer Branchen interessanter als ein Markt mit Ware", hieß es gestern in einer Pressemitteilung des Insolvenzverwalters. Bis zum 31. Oktober sollen die Regale geräumt sein.

Schnäppchenjägern drohen allerdings einige Fallstricke beim Einkauf in den insolventen Märkten: Ein Umtausch von Ware gegen Geld sei nicht möglich, sagte Voskuhl. Bei Reklamationen empfiehlt er Praktiker-Kunden, sich direkt an den Hersteller zu wenden. "Das ist sicher einfacher."

Bereits seit dem Insolvenzantrag der Kette am 12. Juli würden außerdem Einkaufsgutscheine nicht mehr eingelöst. "Nach dem Insolvenzrecht müssen alle Gläubiger, also Kunden mit Gutscheinen sowie Lieferanten und andere Geschäftspartner, gleich behandelt werden", erklärt der Sprecher.

Insgesamt besteht die Kette gegenwärtig aus 168 Praktiker-Märkten, 14 extra Bau- und Hobby-Märkten - darunter Filialen in Eitorf und Köln-Braunsfeld - sowie 132 Märkten unter der Marke Max Bahr. Davon sind 78 alte Max-Bahr-Märkte und 54 erst vor kurzer Zeit von Praktiker zu Max Bahr umgeflaggte Standorte.

Sie werden ebenfalls von Seagon verwaltet. Ein großer Max-Bahr-Markt steht in Hennef. Während bei den Praktiker-Märkten die Warenversorgung laut Insolvenzverwalter auf der Grundlage eines Massekredits sichergestellt ist, gilt das für die alten Max-Bahr-Märkte noch nicht. Bei Max Bahr könne es derzeit zu Lücken im Angebot kommen, sagte Voskuhl. Eine Lösung sei jedoch in Sicht. Für die Tochtergesellschaft wurde ein eigener vorläufiger Insolvenzverwalter berufen, ebenso für die Holding.

Verschiedene strategische und Finanzinvestoren hätten bereits Interesse an der Gruppe als Ganzes oder Teilen davon bekundet, teilte Praktiker-Insolvenzverwalter Seagon weiter mit. Mit konkreten Angeboten sei Anfang September zu rechnen. Praktiker hatte Insolvenzantrag gestellt, nachdem das Unternehmen durch Managementfehler in eine hartnäckige Krise geraten war.

Zunächst führte eine verfehlte Rabattstrategie zu Verlusten, dann erodierte die Kundenbasis. Der Konzern war zu geschwächt, um die Branchenflaute des ersten Halbjahres wegen des schlechten Wetters noch zu überstehen. Insgesamt gilt das Handelssegment der Baumärkte als überbesetzt und sehr wettbewerbsintensiv.

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