Kommentar zu Solarworld Ein politisches Geschäft

Meinung | Bonn · Warum es zu kurz greift, nur die Chinesen für die Krise von Solarworld verantwortlich zu machen.

Die Chinesen sind schuld. Für Solarworld-Chef Frank Asbeck steht fest, wer den angeschlagenen Bonner Fotovoltaik-Konzern in Bedrängnis gebracht hat. Und für ihn ist auch klar, wer Solarworld aus den Turbulenzen wieder herausführen soll: die Politik, die den europäischen Solarmarkt vor Billigimporten aus Asien besser abschotten soll.

Doch da macht es sich der für seine flotten Sprüche bekannte Unternehmer zu einfach. Sicherlich handelt es sich bei der weltweiten Schwemme von günstigen Solarmodulen aus China um ein staatlich gelenktes Phänomen und kein Ergebnis freier Marktkräfte. Was Asbeck allerdings nicht erwähnt: Auch das beeindruckende Wachstum von Solarworld in den Anfangsjahren gründete auf staatlicher Hilfe. Ohne Subventionen hätte die Solarindustrie in Deutschland kaum Fuß fassen können. Einen Teil seiner unternehmerischen Gewinne hat Asbeck dem deutschen Steuerzahler zu verdanken.

Dass derzeit die Chinesen auf der Überholspur fahren, ist für Unternehmen wie Solarworld ein Ärgernis. Die Käufer von Solaranlagen werden sich dagegen über die Sonderangebote freuen. Wer die Nutzung der umweltfreundlichen Sonnenenergie fördern will, kann niedrige Preise nur begrüßen. Denn sie machen die Solarenergie wettbewerbsfähiger.

Statt über die ungeliebte Konkurrenz aus China zu klagen, sollte sich die Solarbranche in Deutschland darauf konzentrieren, ihren technologischen Vorsprung zu halten. Das zahlt sich am Ende in der Regel mehr aus als politische Versprechen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort