Umfrage der IHK Bonn/Rhein-Sieg Ein Viertel der Firmen in der Region will mehr Jobs schaffen

Bonn · Das Konjunkturklima in der Region bessert sich nochmals. Und auch die Zukunftaussichten sind laut einer Umfrage der IHK Bonn/Rhein-Sieg zuversichtlich. Die Cybersicherheit soll als Standortmerkmal ausgebaut werden.

 Beim Metallverarbeiter GKN in Pennenfeld: Der Industrie in der Region geht es sehr gut.

Beim Metallverarbeiter GKN in Pennenfeld: Der Industrie in der Region geht es sehr gut.

Foto: Benjamin Westhoff

Mit Zuversicht blickt die regionale Wirtschaft in die Zukunft. Das Konjunkturklima hat sich gegenüber dem Herbst nochmals verbessert, als die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg bereits von einer „blendenden“ Verfassung sprach. IHK-Präsident Stefan Hagen zeigte sich am Dienstag bei der Vorstellung der jüngsten Konjunkturumfrage in Bonn erfreut, dass nun auch die Investitionsbereitschaft zunehme. „Die Handbremse hat sich gelöst.“ Das wirkt sich auch positiv auf den Arbeitsmarkt aus: Laut der Umfrage, an der sich über 390 Mitgliedsunternehmen beteiligten, will jedes vierte Unternehmen seine Belegschaft erweitern.

Der Konjunkturklimaindikator erreichte bei der im Dezember und Januar durchgeführten Umfrage 131,6 Punkte, im Herbst hatte er bei 129,3 Punkten gelegen. Die Zahl stellt einen Mittelwert aus aktueller Lage und den Erwartungen der Unternehmen dar. Getragen wird das positive Ergebnis vor allem von den Dienstleistern und der Industrie, deren Geschäftsklimaindex bei 136,0 beziehungsweise 136,1 Punkte liegt.

Die Dienstleister sind sehr zufrieden

In der Dienstleistungsbranche bezeichnet fast die Hälfte der Unternehmen ihre Lage als gut, 43 Prozent sehen sie als befriedigend. Daher wollen auch 38 Prozent ihre Investitionen erhöhen und gut 35 Prozent gaben an, die Beschäftigung auszuweiten.

In der Industrie fiel der Geschäftsklimaindex leicht um 2,4 Punkte, wobei IHK-Hauptgeschäftsführer Hubertus Hille aber von „Leiden auf höchstem Niveau“ sprach. Mit 136,1 Punkten erreichte der Index immer noch den zweithöchsten Wert der vergangenen 16 Jahre. 31,6 Prozent der Unternehmen wollen ihre Investitionen ausweiten, etwas weniger als bei den Dienstleistern; 28,1 Prozent wollen mehr Jobs schaffen.

Von einem „gemischten Bild“ sprach Hille in Bezug auf den Einzelhandel. Bei einem Geschäftsklimaindex von 122,6 Punkten verbesserte sich der Wert sogar gegenüber der Herbstumfrage, mehr Einzelhändler bezeichneten ihre Lage wieder als gut. Über 35 Prozent der 40 Unternehmen, die geantwortet haben, wollen ihre Investitionen sogar ausweiten.

Der Einzelhandel ist ein volatiles Geschäft

Hille sagte, der Einzelhandel sei ein sehr volatiles Geschäft, das sehr von örtlichen Entwicklungen abhänge. Outletcenter wie das in Bad Münstereifel könnten je nach Lage eines Geschäfts eine starke Konkurrenz darstellen.

Im Gastgewerbe sank die Zuversicht erwartungsgemäß, nachdem die Weltklimakonferenz im November für ein Hoch gesorgt hatte. Als positiv bewertete Hille aber, dass 37,5 Prozent der Unternehmen trotzdem ihre Investitionen ausweiten wollten. „Langfristig geht man davon aus, dass sich der Standort für Restaurants und Cafés entwickelt.“ Auch im Verkehrsgewerbe gab es einen Rückgang des Geschäftsklimaindex, obwohl in dieser Branche die Beschäftigung – anders als im Gastgewerbe – nach oben weist.

Lob für schwarz-gelbes Entfesselungsgesetz

IHK-Präsident Hagen begrüßte die Gesetzesinitiativen der schwarz-gelben Regierung in Düsseldorf, die die Abschaffung der Hygieneampel und mehr verkaufsoffene Sonntage vorsehen. Die Regelungen bei den Ladenöffnungszeiten gäben dem Handel „Planungssicherheit“. Besorgter äußerte sich Hagen mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen im Bund. Während die US-Steuerpolitik die Unternehmen entlaste und ähnliche Steuersenkungstendenzen auch in Großbritannien, Frankreich und China zu beobachten seien, wollten Union und SPD der Wirtschaft mehr Kosten aufbürden, etwa mit der paritätischen Finanzierung der gesetzlichen Krankenkassen.

Die IHK will die Region stärker als Standort für Cybersicherheit bewerben. Die exzellenten privaten und öffentlichen Einrichtungen, die sich mit dem Thema befassten, sollten zu einem „aktiv gemanagten Cluster“ ausgebaut werden. Hille regte an, dass sich in diesem Rahmen mittelständische Unternehmen regelmäßig mit der Digitalwirtschaft und Forschern treffen. „Das Standortmarketing muss angegangen werden.“ Bonn als Cybersicherheitszentrum sei viel zu wenig bekannt.

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