Messe Kind + Jugend Digitalisierung des Kinderzimmers auf Kölner Fachmesse

Köln · Auf der Kölner Messe Kind + Jugend werden Neuheiten für das Kinderzimmer vorgestellt. Elektronik überwacht und betreut den Nachwuchs vom Mutterleib bis zur Wiege.

Mit einem ipad steuert man eine ditgitale Kamera für das Kinderzimmer. Die Babyausstattermesse „Kind+Jugend“ zeigt digitale Produkte für Kinder und Eltern.

Mit einem ipad steuert man eine ditgitale Kamera für das Kinderzimmer. Die Babyausstattermesse „Kind+Jugend“ zeigt digitale Produkte für Kinder und Eltern.

Foto: dpa

Wenn hunderte von Männern in dunklen Anzügen um Stofftiere, Strampelanzüge und Babyschalen herumstehen, aber weit und breit kein Kind zu sehen ist – dann handelt es sich höchstwahrscheinlich um die Kölner Fachmesse Kind + Jugend.

Seit Donnerstag trifft sich in der Domstadt die Branche und zeigt, dass Eltern und Großeltern der Nachwuchs nicht nur lieb, sondern auch teuer ist. Rosa und hellblau waren gestern. Heute haben es vor allem Designer und Programmierer auf das Geld der Familien abgesehen.

Und das Geschäft beginnt schon kurz nach der Zeugung. Mütter können ab der zwölften Schwangerschaftswoche mit dem Gerät „Sweetbeat“ den Herzschlag des Fötus abhören, ihn auf eine Handy-App überspielen und bei Bedarf auf Facebook und Co. veröffentlichen. Wie der elterliche Lauschangriff bei Kindern ankommt, wird sich ohnehin erst in ein paar Jahren zeigen, wenn den Kleinen das Ausmaß der elektronischen Überwachung bewusst wird.

Der spanische Hersteller Miniland sorgt nämlich nach der Geburt – ja, auch die Wehen können auf dem Smartphone gespeichert werden – für nahtlose Überwachung. Ein Videosystem liefert Daten zu jeder Bewegung im Kinderzimmer. „Zur Sicherheit“, wie die Unternehmensvertreterin betont. Selbst die Ernährung des Babys ist voll elektronisch gesteuert.

Mit „Chefy 5“ bietet das Unternehmen eine Mini-Küchenmaschine an, die Lebensmittel zu Brei zerhackt, kocht und warmhält. Anwesenheit der Eltern ist offenbar nur noch sporadisch notwendig. Sie können ein paar beruhigende Worte in den elektronischen Teddybär „beMyBuddy“ einprogrammieren, der sie dem Nachwuchs bei Bedarf in Mamas oder Papas Stimme vorträgt.

Kinderwagen wird zum Statussymbol

Diese könnten die gesparte Zeit für die Auswahl des passenden Designer-Zubehörs aufwenden. Denn der Kinderwagen ist längst mehr Statussymbol als Gebrauchsgegenstand. Preise um die 1000 Euro sind keine Seltenheit. Dafür können sich die Eltern beim niederländischen Produzenten Joolz Farben und Muster online selbst zusammenstellen und bekommen das gute Gewissen gratis dazu geliefert, weil die Firma für jede verkaufte Luxus-Babykarosse einen Baum in ihrem „Geburten-Wald“ in Kolumbien pflanzt.

Auch der deutsch-britische Kinderwagenhersteller Britax-Römer setzt auf Eltern in den Städten: „Die Wohnungen werden immer kleiner“, hat Unternehmensvertreter Rainer Stäbler festgestellt. Deshalb lässt sich der Buggy mit einem Handgriff zu einem Rechteck zusammenfalten, soll aber von Geburt bis zum dritten Lebensjahr als Gefährt dienen.

Wer nicht schiebt, der trägt. Und zwar am besten in unterschiedlichen modischen Tragetüchern, farblich auf die jeweilige Kleidung abestimmt. Das hofft zumindest Robin Homolac vom Babytragen-Hersteller Ergobaby. Die Messeneuheit des Unternehmens schnallt das Baby entweder auf Rücken, Bauch oder Hüfte der Eltern.

Die haben dann die Hände frei und können die Wickeltasche der gleichen Firma in Größe eines durchschnittlichen Wochenend-Gepäcks mitschleppen, die unter anderem mit einem isolierten Fach für warme Getränke und einer integrierte Wickelauflage aufwartet. Sollte unter diesen Gewichten wiederum der mütterliche Rücken leiden, mag der Schaumstoff-Knochen desselben Herstellers helfen, der beim Stillen eine ergonomische Sitzposition unterstützt.

Kaum zu glauben: Generationen sind ohne all diese Produkte groß geworden.

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