Die schiefe Kehlsparre bringt den Gesellenbrief

Für fünfzehn junge Zimmerer der Innung Bonn/Rhein-Sieg sind die Lehrjahre vorbei - Die schwache Baukonjunktur schlägt voll auf das Handwerk durch - Weiterbildung ist Trumpf

Rhein-Sieg-Kreis. (hlf) Um fünfzehn neue Zimmergesellen ist die Zimmerer-Innung Bonn/Rhein-Sieg größer geworden: Kein Wunder, dass sich da die Zunft in die traditionelle schwarz-weiße Kluft warf, und in Siegburg ein Fass aufmachte. Die erfolgreich bestandenen Prüfungen feierten die frischgebackenen Gesellen mit einem guten Glas Kölsch, einem ausgewachsenen Büffet, einer Tombola und der Band "Suppers ready".

Pieter Adriani aus Bornheim, Mirko Rene Heyartz aus Troisdorf, Michael Müller aus Ruppichteroth, Stefan Nöthen aus Niederkassel und Marcus Schug aus Siegburg absolvierten die Winterprüfung erfolgreich. André Bösenberg aus Windeck, Andreas Buchholz aus Bad Honnef, Johann Fech aus Königswinter, Thomas Felder aus Ruppichteroth, Robert Job aus Bonn, Lion Kistler aus Swisttal, Benjamin Rosauer aus Köln, Kevin Schneider aus Rösrath, Andreas Tasler aus Königswinter und Michael Witting aus Niederkassel bestanden die Prüfung im Sommer.

Zudem stellte Obermeister Heinz-Josef Hoja drei neue Meister aus dem Kreis vor, Frank Apel, Jan Piduck und Dirk Röttgen. Auch Rolf Vogel, zuständiger Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, gratulierte.

Was die Zukunft seiner jungen Kollegen angeht, ist Hoja aber ausgesprochen pessimistisch. "Eine so gedrückte und betrübte Stimmung habe ich noch nie erlebt." Die Krise im Baugeschäft habe voll auf die Zimmerer durchgeschlagen, kaum jemand könne noch gewinnbringend seine Preise kalkulieren. "Der Ernst der Lage sollte jedem bewusst sein. Die Zahl der Neubauten sei um 20 Prozent zurückgegangen, schätzte der Obermeister. Zudem leide das Handwerk unter Schwarzarbeit und hohen Kosten.

"Ein Lehrling im dritten Jahr bekommt mehr als 1 000 Euro im Monat. Da sagt manch einer, ich kann nicht mehr ausbilden." Hoja hofft aber "ganz vorsichtig", dass es 2003 wieder besser wird. "Jetzt ist noch lange nicht Schluss", gab er den jungen Gesellen mit auf den Weg. Ohne Weiterbildung gehe gar nichts, vor allem in Sachen Ökobaustoffe und moderne Sanierungstechniken.

Eher guter Dinge war der Vorsitzende des Prüfungsausschusses, Ralf Ritz, der den Lehrlingen einiges abverlangt hatte. Die mussten als Gesellenstück einen "Kehlsparren mit Kastenrinne bei ungleicher Dachneigung und Gradgrundverschiebung" bauen. Dahinter steckt - grob vereinfacht - ein Stück Holz, das dort gebraucht wird, wo das Giebeldach eines Hauses und das eines Anbaus schräg aneinander stoßen. Dazu sind nicht nur handwerkliches Geschick, sondern auch hochkomplizierte Winkelberechnungen nötig. "Die Chancen auf dem Markt sind schon schwer", sagte Ritz. "Aber wer gut ist, setzt sich auch durch."

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