Die Baustelle steht für den Strukturwandel

Auf den künftigen Gewerbeflächen in Grafschaft reifen Äpfel - Die Telekom hat moderne Technik installiert - Ver- und Entsorgungsleitungen liegen - Der Zeitplan ist eingehalten

Grafschaft. Baumaschinen bestimmen das Bild im künftigen Technologiepark (TP) Grafschaft bei Ringen-Beller. Unter dem Fritzdorfer Windmühlenweg sind bereits Abwasser-, Gas- und Stromleitungen verlegt. Einen vagen Orientierungspunkt in der Landschaft im Umbruch gibt die Ringener Linde, die als Naturdenkmal erhalten bleibt.

Ihren Standort wird sie aber künftig nicht mehr auf freiem Feld haben, wo sie einst ihre Krone lehrbuchmäßig entwickeln konnte, sondern inmitten von Zweckbauten - wenn auch in einer grünen Oase.

Bei der Fahrt durch die Baustelle ist der Verlauf der Haupterschließungsachse und der Nebenstraßen genau zu erkennen. Kanal- und Wasserleitung sowie die Leitungen der Telekom sind unter dem Schotter verschwunden, Bürgersteige und Pflanzbeete erkennbar, Parktaschen an einigen Stellen bereits gepflastert.

"Die Telekom hat die modernste Datenaustauschtechnik installiert", berichtet der Leiter des Grafschafter Bauamts, Friedhelm Moog. "Für den Fall, dass auch diese Leitungen irgendwann veraltet sein sollten, sind Leerrohre gezogen. So sind auch später Änderungen leicht möglich.

Hatten die Frostperioden im Winter und im Frühjahr die Arbeiten verzögert, so ist der Rückstand mittlerweile längst aufgeholt, berichtet Moog. Die Trockenheit im Frühjahr habe den Bau in dem lehmigen Erdreich begünstigt.

"Wir gehen davon aus, dass wir bis zum 31. Dezember fertig werden", sagt Moog. Bei heftigem Regen wird das Niederschlagswasser künftig in Rückhaltebecken gesammelt und anschließend kontrolliert durch Gräben in das Bachsystem Richtung Bengen geleitet.

Die Becken, von denen eines bereits vollendet ist, haben eine natürliche Grassohle und sind mit Mulden versehen, in denen immer Wasser stehen bleibt. Die Mulden dienen als Rückzugsmöglichkeiten für Tiere.

Bei der Fahrt über die Schotterpisten mit den noch hervorstehenden Kanaldeckeln wird der Umbruch der Gemeinde Grafschaft von Landwirtschaft in Richtung Gewerbe, Dienstleistungen und Technologie deutlich: Auf den künftigen Gewerbeflächen rechts und links der unfertigen Straßen liegen runde Strohballen auf Stoppelfeldern.

Jenseits der neuen Bordsteinkanten reifen Äpfel heran. Und so soll es vorerst auch bleiben: "Erst wenn potenzielle Käufer da sind, müssen die Bäume fallen", erklärt Moog.

Die Apfelplantagen im Technologiepark kennzeichnen die äußerst sparsame Haushaltsführung der Gemeinde. Sie hat die Flächen verpachtet, und so lange die Bäume stehen, fließen Pachteinnahmen in den Gemeindesäckel.

Andernfalls müsste dem Pächter Ernteausfallentschädigung gezahlt werden, erklärt der Grafschafter Bürgermeister Hubert Kolvenbach. Je älter die Bäume allerdings sind, desto billiger wird die Entschädigungszahlung. "Ich nutze noch die Einnahmen und möchte Ausgaben sparen, denn jeder Monat kostet die Gemeinde Zinsen", erklärt der Bürgermeister die Marschrichtung.

Nachdem der Vertrag über die Vermarktung des TP mit dem promovierten Wirtschaftsgeografen und Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft im Kreis Düren, Michael Gramm, unter Dach und Fach ist, werden die Prospekte und die Internetseite gestaltet.

Laut Kolvenbach soll die Internetdarstellung im Oktober stehen, dann ist auch ein Messebesuch vorgesehen. Schon im September sollen einige Firmen aus der Umgebung, die Interesse am TP gezeigt haben, aufgesucht werden. Es müsse untersucht werden, ob sie ins Profil des TP passten, sagt Kolvenbach.

Von dem 48 Hektar großen Areal können 26 Hektar bebaut werden. Angesiedelt werden sollen innovative Unternehmen aus den Gebieten Medizintechnik, Informations- und Kommunikationstechnologie, Biotechnologie sowie produktorientierte Dienstleistungen.

Der TP ist eines der großen Ausgleichsprojekte für den Kreis Ahrweiler nach dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin.

Will die Gemeinde die Ausgleichsgelder nicht verlieren, muss bis zum Jahresende alles fertig sein. Und wie es aussieht, klappt das. Bereits im November/Dezember wird man durch die vollendeten Straßen fahren können, denkt Kolvenbach. Dann haben die Apfelbäume ihr Laub verloren, die ersten Unternehmen können kommen.

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