Veränderungen im Management Deutsche Telekom verkleinert den Vorstand

Bonn · Das Unternehmen verzichtet ab kommendem Jahr auf einen eigenen Vorstand für Datenschutz und Recht, der nach der Spitzelaffäre eingerichtetet worden war. Die Themen werden von Personalvorständin Birgit Bohle mitverantwortet.

Die Deutsche Telekom verkleinert ihren Vorstand. Das hat der Aufsichtsrat der Deutschen Telekom am Mittwoch beschlossen.Thomas Kremer, bislang zuständig für Datenschutz, Recht und Compliance, werde zum 31. März 2020 aus Altersgründen aus dem Unternehmen ausscheiden, teilte die Telekom mit. Seine Aufgaben wird Personalvorständin Birgit Bohle mitübernehmen. Bohle ist seit Jahresbeginn bei der Telekom. Compliance beschreibt die Regeltreue eines Unternehmen. Fachleute achten darauf, dass Gesetze, Richtlinien und freiwillige Kodizes eingehalten werden.

Das Bonner Unternehmen hatte das Vorstandsressort im Oktober 2008 als Konsequenz auf die Spitzelaffäre gegründet. Mitarbeiter des Unternehmens hatten Journalisten, Aufsichtsräte und eigene Kollegen ausgespäht, um undichte Stellen im Unternehmen aufzuspüren. Zuvor waren mehrmals sensible Informationen bekannt geworden. Dafür wurden systematisch Telefon- und Handy-Verbindungsdaten erfasst. Damals wurden rund 50 Opfer der Überwachungen ausgemacht. Dazu gehörte Verdi-Chef Frank Bsirske. Das führte auch zu Ermittlungen gegen den früheren Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel und den früheren Konzernchef Kai-Uwe Ricke. Der frühere Abteilungsleiter der Konzernsicherheit wurde zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Die Affäre zog das Image des Bonner Konzerns in Mitleidenschaft.

„Statt einer Kultur des Wegschauens, die zu den großen Datenskandalen Anfang der 2000er Jahre geführt hatte, gibt es heute eine aktive Datenschutz- und Compliance-Kultur“, zieht Kremer Bilanz. Damit setze die Telekom auch internationale Standards.

Die Verkleinerung des Vorstandes soll zum 1. Januar 2020 statt finden

Die Bereiche Recht, Compliance und Datenschutz leitet künftig Claudia Junker. Sie ist seit November 2010 General Counsel für die gesamte Rechtsabteilung der Telekom. In ihrer neuen Rolle berichtet sie an Bohle und wird Generalbevollmächtigte des Konzerns. „Claudia Junker ist eine ausgewiesene Expertin“, sagte Telekom Chef Tim Höttges. Die Verkleinerung des Vorstandes soll zum 1. Januar 2020 stattfinden. Kremer soll laut Telekom bis zu seinem Ausscheiden Ende März 2020 den Übergang in die neue Struktur steuern.

Die Veränderungen im Vorstand wirken sich auch auf den Datenschutzbeirat der Deutschen Telekom aus. Neue Mitglieder sind ab Jahresanfang Bohle und Höttges. Lothar Schröder, Chef des Beirats, stellvertretender Vorsitzender des Telekom-Aufsichtsrats und Mitglied des Verdi-Bundesvorstandes: „Datenschutz, Compliance und Datensicherheit bleibt für die Deutsche Telekom weiter bedeutsam.“ Das zeige sich auch daran, dass neben dem Personalvorstand künftig auch der Vorstandsvorsitzende im Beirat mitarbeitet. „Deutlicher kann man nicht ausdrücken, dass Datenschutz und Datensicherheit bei der Telekom Chefsache sind“, so Schröder.

Die Entscheidung stößt auch auf Kritik: „Der Verzicht auf das Datenschutzressort ist von der Symbolik her bedenklich“, sagt Ex-Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP). Der Konzern müsse nun deutlich machen, wie wichtig ihm auch künftig der Schutz von Daten sei. Ähnlich sieht das Frank Hülsberg, Partner der Wirtschaftsprüferfirma Warth & Klein Grant Thornton: „Gerade um sich von den US-Internetkonzernen wie Facebook abzusetzen, muss die Telekom das Thema Datensicherheit strategisch besetzen. Also ist es unklug, das Thema zum Teil des Personalressorts abzustufen.“

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