Logistikunternehmen Deutsche Post will UK Mail übernehmen

BONN · Die Bonner Post expandiert erneut im europäischen Paketgeschäft. Beim geplanten Zukauf in Großbritannien spielt der Brexit keine Rolle.

Post-Vorstand Jürgen Gerdes sieht in dem Zukauf eine wichtige Erweiterung des europäischen Logistik-Netzwerks der Post.

Post-Vorstand Jürgen Gerdes sieht in dem Zukauf eine wichtige Erweiterung des europäischen Logistik-Netzwerks der Post.

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Fakten gegen die Brexit-Lähmung: Die Deutsche Post verstärkt erneut ihre Aktivitäten in Großbritannien. Wie die Bonner gestern mitteilten, plant der Konzern die Übernahme des britischen Konkurrenten UK Mail. 242,7 Millionen Pfund (280 Millionen Euro) will die Post für den 1971 gegründeten Dienstleister bezahlen. Der Vorstand von UK Mail unterstützt das freundliche Übernahmeangebot. Die Aktionäre müssen noch zustimmen – das Angebot liegt aber deutlich über dem Aktien-Schlusskurs am Stichtag 27. September.

Die Post stärkt mit dem Zukauf ihre Position auf dem boomenden europäischen Paketmarkt. „Mit diesem Erwerb werden wir unser Netzwerk weiter ausbauen und eine starke Präsenz auf den drei größten E-Commerce-Märkten Europas – Großbritannien, Deutschland und Frankreich – haben“, teilte Post-Vorstandsmitglied Jürgen Gerdes am Mittwoch mit.

UK Mail gehört zu den größten privaten Post- und Paketdienstleistern in Großbritannien hinter der staatlichen Royal Mail. Mit 3000 Mitarbeitern an 50 Standorten zählt das Unternehmen, das aus einem Taxi-Unternehmen hervorging, aber zu den kleineren Zukäufen der Post. Die Bonner beschäftigen bereits heute mehr als 40.000 Menschen in Großbritannien. Dennoch verspricht sich Gerdes den Ausbau des Paket-Netzwerkes der Post und Vorteile für die Kunden beider Unternehmen durch die Übernahme. Es handele sich bei UK Mail um „ein gut geführtes Unternehmen“, das eine gute Ergänzung für die Post darstelle. Das einzige Paketzentrum von UK Mail in Ryton schafft einen Umschlag von 20 000 Paketen pro Stunde. Im größten Hub der Post sind es 50 000.

Der Zukauf in Großbritannien passt in die auf Wachstum ausgerichtete Strategie der Bonner Post. So soll die Zahl der Beschäftigten im Konzern – derzeit rund 500 000 – noch einmal kräftig wachsen. Post-Chef Frank Appel kündigte jüngst an, die Belegschaft in den nächsten Jahren auf 600 000 erhöhen zu wollen. Inzwischen ist der Postkonzern in 18 europäischen Ländern im Paketgeschäft aktiv. Erst vor wenigen Tagen besiegelten die Bonner den Einstieg in den ungarischen Markt. Und das Paketgeschäft bietet weiterhin rasante Zuwächse: Immer mehr Kunden ordern ihre Einkäufe online. Angetrieben vom Paketgeschäft ließ der Konzern ein mageres Jahr 2015 hinter sich und fand schon in den ersten drei Monaten des Jahres zurück in die Erfolgsspur. Zum Halbjahr kletterte der Nettogewinn um 66 Prozent auf 541 Millionen Euro.

Gute Aussichten also, die den Managern im Post Tower auch ein Brexit möglichst nicht verhageln soll. Zwar spiele der Austritt Großbritanniens aus der EU in den Überlegungen und Verhandlungen natürlich eine Rolle, sagte gestern Post-Sprecher Dan McGrath auf Nachfrage. Allerdings sei derzeit überhaupt nicht absehbar, wie es da weitergeht. Kürzlich hatte die Post die Logistik für die gesamte Londoner Polizei übernommen.

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