Schrumpfende Belegschaft Kündigungswelle bei Solarworld in Bonn

Bonn · Seit Beginn des Insolvenzverfahrens hat es in der Bonner Zentrale bis zu 60 Eigenkündigungen gegeben. Nun hofft das Unternehmen auf Kurzarbeit.

Der Bonner Zentrale des Solartechnikherstellers Solarworld laufen die Mitarbeiter davon. Wie der Betriebsratsvorsitzende Peter Finger dem General-Anzeiger am Montag mitteilte, hat es seit Beginn des Insolvenzverfahrens am 11. Mai bereits 50 bis 60 Eigenkündigungen gegeben. Die Belegschaft sei auf rund 200 Mitarbeiter geschrumpft.

Um den Prozess zu stoppen, hat der Betriebsrat dem vorläufigen Insolvenzverwalter Horst Piepenburg vorgeschlagen, Kurzarbeit einzuführen. „Dadurch bleiben die Arbeitsverträge erhalten, und für das ausgefallene Nettogehalt kommt zu einem Teil die Bundesagentur für Arbeit auf“, erklärte Finger.

Je nach Familienstand der Kurzarbeiter trägt die BA 60 bis 67 Prozent des Lohnausfalls. Der Arbeitgeber muss hingegen weiterhin die Sozialbeiträge zahlen, die auf der Grundlage von 80 Prozent des Bruttogehalts berechnet werden. Ein Sprecher von Piepenburg wertete das Kurzarbeitangebot als Zeichen eines „bemerkenswerten Engagements“ der Solarworld-Mitarbeiter.

Piepenburg übernimmt zum 1. August endgültig die Insolvenzverwaltung. Er hatte weitere Freistellungen angekündigt, nachdem rund 400 Stellen bereits weggefallen sind – außer in der Bonner Verwaltungszentrale an den beiden Produktionsstandorten im sächsischen Freiberg und im thüringischen Arnstadt.

Aus Sicht Fingers widersprechen die Freistellungen der Absicht Piepenburgs, die Firma für einen künftigen Investor „warm zu halten“. „Eine tote Firma will niemand mehr kaufen“, erklärte er. Und wenn Piepenburg keine Investoren finde, dann gingen bei Solarworld die Lichter aus.

In Bonn sind der Vertrieb, das Marketing, die IT, das Personalwesen und die Abteilung Kundenbeziehungen angesiedelt. „Unsere Mitarbeiter haben weltweite Kontakte, so etwas lässt sich nicht einfach mal so wieder besetzen, wenn sie erst einmal weg sind“, erklärte Finger. Er rechnete quasi stündlich mit der Ankündigung, dass weitere Stellen gestrichen werden.

Derzeit sind in Freiberg noch rund tausend Mitarbeiter beschäftigt und in Arnstadt 650. Zum 1. August läuft das Insolvenzgeld aus. Die Mitarbeiter müssen dann aus dem laufenden Betrieb bezahlt werden.

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