ISM Das sind die Trends auf der Kölner Süßwarenmesse

KÖLN · Knabber-Cash, Bastel-Bärchen und Tattoo-Lollis samt Smartphone-Roboter: Das sind die Trends bei der Süßwarenmesse ISM in Köln.

Zucker ist mega-out. Aber er schmeckt. Für dieses Dilemma hat die Süßwaren- und Knabberbranche einen Ausweg gefunden. Gewissensberuhigung steht auf der Liste der Marketinginstrumente an erster Stelle. Vegan, nachhaltig oder zumindest verpackt im weltweit ersten biologisch abbaubaren Chipsbeutel – die Lebensmittelindustrie tut alles, um ihrer Kundschaft das Sündigen schmackhafter zu machen. Vor Beginn der Kölner Süßwarenmesse stellten die Hersteller am Freitag ihre neuen Kreationen vor.

Keine Frage, „Lebensmittel retten“ klingt deutlich besser als „Süßkram futtern“. Auf diesen Effekt setzt das Berliner Unternehmen Dörrwerk, das für sein „Fruchtpapier“ aus getrocknetem und gepressten Obst nach eigenen Angaben nur Ware verwendet, die aufgrund von kleinen optischen Fehlern sonst nicht in den Handel käme. „Jede Frucht ist schön“, lautet ihr anrührendes Motto, wer kann da schon hart bleiben?

Und auch wenn die Tomatenchips des selben Herstellers die Ästhetik der getrockneten Reste des Pizzabackens vom Vorabend aufweisen – irgendwie schmecken sie ganz gut. Selbst die weichen „Proteinbomben“ aus Kichererbsen mit Spekulatiusaroma könnten trotz der bedenklich klingenden Rezeptur problemlos den ein oder anderen schnöden Schokokeks ersetzen.

Doch nicht immer gelingt der Spagat zwischen Gesundheitsversprechen und Genuss. Vielleicht ist glutenfrei, laktosefrei und auch noch vegan einfach zu viel des guten, aber das „raw gourmet bread“ eines um Lifestyle-Kunden bemühten Knabberartikelproduzenten sieht nicht nur aus wie die Körnerstange im Wellensittichkäfig.

Fruchtpapier aus Obst mit optischen Fehlern

Gut für die Branche, dass sich die jüngeren Kunden noch weniger Gedanken um Zucker und Nachhaltigkeit machen. Dafür spielen sie lieber mit ihrem Essen. Und bei vielen Süßigkeiten ist das sogar gewollt. So können schon die Kleinsten mit „Knabber-Cash“ aus Esspapier den Umgang mit Geld erlernen oder sich aus Holzspießen, Marshmallows, Schokoladenplatten und Keksen zumindest einen Abklatsch des amerikanischen Süßigkeiten-Klassikers S´Mores basteln. Wer damit noch nicht ausgelastet ist, kann seine Gummibärchen aus einer Pulvermischung in Silikonförmchen selber gießen. Der Vorteil: Die aufwendige Prozedur verhindert garantiert, dass zu viel davon genascht wird.

Auch die minderjährige Kundschaft wird offenbar immer anspruchsvoller. „Man kann nicht mehr wie früher davon ausgehen, dass Kinder den Großteil ihres Taschengeldes für Süßigkeiten ausgeben“, sagt Christoph Spielvogel vom Münsteraner Unternehmen DOK. Der Hersteller will sich zumindest einen Teil der Umsätze zurückholen, die zur Computerspielbranche abgewandert sind – mit dem „weltweit ersten Virtual-Reality-Lolli“.

Der „Reality Robot“ besteht aus einem eher unspektakulären Lutscher und einem Tattoo, das zwei Roboter auf Kinderhände appliziert. Durch eine spezielle Handy-App betrachtet, fangen diese Roboter auf dem Display an zu kämpfen. „Die Zuckerware spielt bei Kinderprodukten immer öfter nur eine Nebenrolle“, sagt Spielvogel. „Es geht um den Spieleffekt oder Zeitvertreib. Im Frühjahr will das Unternehmen die aus Spanien importierten virtuellen Roboter in den Handel bringen.

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