Interview mit Markus Nagel "Das Modell der deutschen Lebensversicherungen ist grundsätzlich gesichert"

Der Lebensversicherungschef von Zurich Deutschland in Bonn, äußert sich zu den sinkenden Renditen für Versicherte und die Gewinne von Versicherungsunternehmen.

 Hält die deutsche Lebensversicherungsbranche für krisenfest: Marcus Nagel.

Hält die deutsche Lebensversicherungsbranche für krisenfest: Marcus Nagel.

Foto: GA

Die Renditen von Lebensversicherungen sinken, der Garantiezins wurde zuletzt zu Jahresbeginn um einen halben Prozentpunkt auf 1,75 Prozent abgesenkt. Ist das Produkt überhaupt noch attraktiv?
Nagel: Vor allem ist die Lebensversicherung grundsätzlich ein sicheres Produkt. Und wenn man bedenkt, dass es für zehnjährige Staatsanleihen derzeit 1,35 Prozent gibt, dann bietet die Branche in diesem Niedrigzinsumfeld immer noch ein sehr attraktives Produkt. Man darf auch nicht vergessen, dass eine Kapitallebensversicherung einen Todesfallschutz enthält. Das bieten andere Sparformen nicht.

Bei der Auszahlung einer Lebensversicherung spielen auch Überschussbeteiligungen eine große Rolle...
Nagel: Das ist richtig. Daraus ergibt sich dann eine Gesamtverzinsung, die im Moment bei etwas über vier Prozent liegt...

...aber Jahr für Jahr nach unten geht...
Nagel: Natürlich können wir uns dem allgemein stark gesunkenen Zinsniveau auf Dauer nicht entziehen.

Wie geht es weiter?
Nagel: Im Moment spricht wenig dafür, dass die Zinsen mittelfristig wieder steigen. Wir schöpfen im Rahmen unserer konservativen Anlagestrategie alle Möglichkeiten aus, beispielsweise auch mit Immobilien oder Unternehmensanleihen. Unsere Rendite bei Neuanlagen liegt derzeit bei 3,3 Prozent, das ist immer noch ein sehr guter Wert. Wir setzen aber künftig vor allem auf fondsbasierte Lebensversicherungsprodukte, die einen attraktiven Mix aus Sicherheit und Renditechancen bieten.

Eine Gesetzesänderung, die am 21. Dezember in Kraft treten soll, lässt befürchten, dass die Versicherten aus den Überschussbeteiligungen künftig weniger Geld erhalten...
Nagel: Die Gesetzesänderung korrigiert einen Fehler aus der Vergangenheit. Seit 2010 stand Versicherten bei der Auszahlung ein Teil der Bewertungsreserven aus Wertpapieren zu. Das war aber ungerecht, erstens weil nur diejenigen Versicherten profitierten, deren Vertrag gerade ablief, und zweitens, weil die Höhe der Beteiligung stark davon abhing, wie sich die Kapitalmärkte im jeweiligen Jahr entwickelten. Diese Regel war mit dem Kollektivgedanken der Lebensversicherung nicht zu vereinbaren.

Und jetzt behalten Sie diese Gewinne für sich?
Nagel: Wir sind keine kurzfristig orientierten Spekulanten, sondern müssen unseren Kunden über mehrere Jahrzehnte hinweg Anlagesicherheit bieten. Dabei müssen für ausscheidende Versicherungsnehmer im Jahr Ihres Ausscheidens keine unrealisierten Gewinne realisiert werden. Das stärkt insbesondere die Anlagesicherheit für die verbleibenden Versicherungsnehmer. Ausscheidende Versicherungsnehmer erhalten wie bisher Ihren Garantiezins und Anteile aus dem Schlussüberschuss.

Erwarten Sie, dass Versicherungsunternehmen Schwierigkeiten bekommen, die höheren Garantiezinsen aus Altverträgen auch wirklich auszahlen zu können?
Nagel: Aus meiner Sicht nicht. Das Modell der deutschen Lebensversicherungen ist grundsätzlich gesichert.

Zur Person:
Marcus Nagel (47) ist seit November 2011 Vorstand für das Ressort Lebensversicherung der Zurich Versicherung. Der Diplom-Kaufmann und Master of Business Administration kam 2008 nach Stationen in der Finanzindustrie zur Zurich. Nagel ist verheiratet, hat drei Kinder und pendelt zwischen Bonn und Zurich. Er ist leidenschaftlicher Golf- und Tennisspieler.

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