Rückschlag für Bonner Konzern Darum wackelt die Fusion von T-Mobile und Sprint

Frankfurt · Neun US-Bundesstaaten und ein Regierungsbezirk haben gemeinsam Klage gegen den Zusammenschluss von T-Mobile und Sprint eingereicht. Das steckt dahinter.

Die Milliardenfusion von T-Mobile US und Sprint schien kurz vor dem Ziel. Nun aber muss die Deutsche Telekom wieder bangen, ob der Deal ihrer Tochter doch durchgeht. Denn zehn Generalstaatsanwälte von neun Bundesstaaten in den USA als auch aus dem Regierungsbezirk Washington haben Klage gegen den Zusammenschluss vor einem Bundesbezirksgericht in New York eingereicht. Größer sei nicht immer unbedingt besser, wenn es um die Macht der Unternehmen gehe, sagte Letitia James, Generalstaatsanwältin des Bundesstaates New York: „Dies ist eine jener verbraucherschädigenden, jobkillenden Megafusionen, die unsere Anti-Trust-Gesetze verhindern sollen.“ Die Generalstaatsanwälte aus demokratisch regierten Bundesstaaten befürchten, dass die geringere Zahl der Anbieter zu höheren Kosten für die Verbraucher führen könnte, die müssten womöglich dann pro Jahr 4,5 Milliarden Dollar mehr zahlen.

26 Milliarden Dollar will die amerikanische Mobilfunktochter der Deutschen Telekom für die Übernahme des Konkurrenten Sprint ausgeben, Tochter der japanischen Softbank. Bisher standen die Vorzeichen gut, dass dies im dritten Anlauf endlich gelingen könnte. Denn die beiden Unternehmen versprechen einen schnellen Ausbau des 5G-Netzes in den USA. John Legere, Chef von T-Mobile US, kündigte bei einer Anhörung vor dem Kongress in Washington sogar an, die USA zu einem Leitmarkt für 5G machen zu wollen.

Trump sieht den 5G-Vorteil

Dieser Plan schien auch die Telekommunikationsaufsicht FCC in den USA überzeugt zu haben, die von Republikanern dominiert wird. Sie hatte sich Mitte Mai für die Fusion ausgesprochen. Zuvor hatte auch die amerikanische Sicherheitsbehörde CFIUS schon zugestimmt, ebenso 16 Bundesstaaten, 19 müssen insgesamt ihr Plazet geben. Es fehlt noch die Zustimmung des Justizministeriums. Die dürfte auch erfolgen, glaubt Wolfgang Donie, Telekom-Analyst der Nord/LB. „Denn der amerikanische Präsident Donald Trump dürfte sich dem nicht in den Weg stellen, weil er den 5G-Vorteil sieht.“

Doch die Fusion könnte sich nun wegen der politischen Auseinandersetzung verzögern. „Wenn sich die politischen Fronten nun verhärten, wäre das ein Rückschlag“, sagt Bettina Deuscher, Analystin der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Die vorherige amerikanische Regierung unter Barack Obama war darauf bedacht gewesen, den Wettbewerb zu fördern. Offenbar ist die Klage der zehn Generalstaatsanwälte auch im Zusammenhang mit den Präsidentschaftswahlen 2020 zu sehen.

Wichtiger Deal für den Bonner Konzern

Das fürchtet offenbar auch die Deutsche Telekom. Für sie ist das Gelingen des Deals sehr wichtig. Schließlich erwirtschaftet sie inzwischen mehr als die Hälfte ihres Umsatzes in den USA – und das vorwiegend im Mobilfunkbereich. Lange war das Mobilfunkgeschäft dort das Sorgenkind gewesen. Der frühere Telekom-Chef Ron Sommer hatte im Jahr 2000 in den USA für 50,7 Milliarden Dollar den Mobilfunkanbieter Voicestream übernommen und noch einige weitere Zukäufe getätigt. Weil das Geschäft sich schwierig gestaltete, versuchte die Deutsche Telekom die inzwischen in T-Mobile US umbenannte Tochter mehrfach abzustoßen.

Das aber gelang ihr nicht. Im Juni 2012 holte sie dann den früheren AT&T-Manager John Legere an die Spitze, der seither die beiden großen Konkurrenten AT&T und Verizon aggressiv herausforderte und immer mehr Kunden mit günstigeren Konditionen abwarb. Allein im ersten Quartal dieses Jahres waren es 1,7 Millionen, die zu der Telekom-Tochter wechselten.

Zwar würde der Sprint-Kauf auch die Deutsche Telekom mit hohen Kosten belasten. „T-Mobile US ist börsennotiert und könnte einen Teil des Geldes über Kapitalmaßnahmen beschaffen“, sagt Wolfgang Donie von der Nord/LB. Dennoch würde die Verschuldung der Deutschen Telekom zunächst steigen, ihr Rating sinken, sagt Analystin Deuscher von der LBBW. „Langfristig würde die Deutsche Telekom aber profitieren.“ Die Vorteile einer Fusion überwögen.

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