IT-Sicherheit Bundeswehr will 700 neue Stellen in der Region schaffen

Bonn · Die Armee rüstet ihre IT-Sicherheit deutlich auf. Ein neues Kommando für Cyber-Abwehr hat seinen Sitz am Rande der Rheinaue.

 Alle Computersysteme der Bundeswehr müssen speziellen Sicherheitsanforderungen genügen.

Alle Computersysteme der Bundeswehr müssen speziellen Sicherheitsanforderungen genügen.

Foto: dpa

Die Kriege der Zukunft könnten am Computer ausgefochten werden: „Die Bedrohungen sind immens“, sagte Oberst Gerd Weiß gestern bei einer Fachtagung des Bonner Magazins Behörden Spiegel und des IT-Systemhauses Bechtle im Hotel Kameha Grand. Die Bundeswehr werde deshalb ihre Cyber-Abwehr massiv aufstocken und habe die Region Bonn dafür als Schwerpunkt-Standort gewählt.

Nach den Plänen der Bundeswehr entstehen in den nächsten Jahren mindestens 700 neue zivile und militärische Arbeitsplätze in der Region. Im April kommenden Jahres nehme in Bonn das neu gegründete Kommando „Cyber- und Informationsraum“ die Arbeit auf, dessen Führung auf etwa 400 Arbeitsplätze anwachsen soll, wie Weiß sagte. Das Euskirchener IT-Zentrum der Bundeswehr werde neu aufgestellt und deutlich aufgestockt: Die Zahl der Beschäftigten soll sich von derzeit 300 mindestens verdoppeln.

„Die Bundeswehr hat mit dieser Entscheidung einen sehr deutlichen Schwerpunkt für ihre IT auf den Raum Bonn gelegt“, sagte Weiß, der den Geschäftsbereich IT-Sicherheit/Cyber Defense des Zentrums für Informationstechnik der Bundeswehr leitet. Auch eine neue Abteilung Cyber/IT im Verteidigungsministerium, die in diesem Oktober ihren Dienst aufnehme, habe ihren Sitz in Berlin und in Bonn.

Insgesamt sieht Weiß in den nächsten Jahren einen Anstieg der IT-Arbeitsplätze der Bundeswehr in der Region auf mehr als 4000 Stellen. Dazu kämen rund 450 Stellen des Unternehmens BWI in Meckenheim, das die Büro-Computersysteme der Bundeswehr betreibt.

„Noch vor zehn Jahren dachten auch in der Bundeswehr viele beim Stichwort Cyber an Science Fiction“, sagte Informatiker Weiß. Heute würde die Bedrohung aus den Netz meist ernst genommen. Die Bundeswehr messe an ihren Standorten weltweit mit so genannten Sensoren die Zahl der Angriffe auf ihre IT-Systeme: „Im vergangenen Jahr waren es rund 4,5 Millionen Cyber-Attacken, die wir verhindern konnten“, so der IT-Experte.

"Ziel ist immer die Sicherstellung der Führungsfähigkeit“

Die Bundeswehr wappne sich gemeinsam mit internationalen Partnern gegen Angriffe aus dem Netz. Die IT-Experten nehmen dazu regelmäßig an sogenannten Cyber-Übungen teil, wie der Oberst berichtete. Zuletzt trafen sich Experten aus 19 Nato-Ländern zur Übung „Locked Shields“, bei der am Bildschirm unter anderem eine gekaperte Aufklärungsdrohne wieder unter Kontrolle gebracht werden musste. Ein realistisches Szenario, wie Weiß schilderte: In Afghanistan sei eine amerikanische Drohne durch den Eingriff in GPS-Daten abhanden gekommen.

„Ziel unserer Arbeit ist immer die Sicherstellung der Führungsfähigkeit“, so Weiß. Dazu gehöre für die IT-Experten auch die Herstellung und Verteilung von rund 60.000 Kryptoschlüsseln pro Jahr. Diese Codes seien unter anderem notwendig um Flugzeuge und Schiffe der Bundeswehr vor Zugriffen von außen schützen.

Die Aufstockung der Bundeswehr stärkt Bonn als IT-Sicherheitsstandort: Hier sitzen zahlreiche mit dem Thema befasste Institutionen und Unternehmen wie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) oder die Telekom. Bonn gehöre neben München, Darmstadt und Karlsruhe laut einer Untersuchung der EU-Kommission zu den vier wichtigsten IT-Standorten in Deutschland, sagte Oberbürgermeister Ashok Sridharan gestern zur Eröffnung der Tagung. „Für unsere Stadt wird der digitale Wandel auf jeden Fall eine große Rolle spielen.“ Um die Chancen besser nutzen zu können, habe er bei seinem Amtsantritt die Initiative „Digitales Bonn“ gestartet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort