Bundesbank schließt spätestens 2007 Filiale Bonn

Präsident Ernst Welteke kündigt "sozialverträglichen" Abbau von insgesamt rund 4 730 Stellen an

Bundesbank schließt spätestens 2007 Filiale Bonn
Foto: Lannert

Frankfurt/Bonn. Die Bundesbank wird bis Ende 2007 weitere 21 ihrer derzeit noch 66 Filialen schließen und rund 4 730 Arbeitsplätze abbauen. Das ist etwa ein Drittel aller derzeit noch etwa 15 900 Stellen. Betroffen von den Schließungen ist unter anderem die Filiale der Bundesbank in Bonn mit derzeit 98 Arbeitsplätzen.

Nach Angaben einer Sprecherin der Hauptverwaltung Düsseldorf (früher LZB NRW) bemüht sich der Chef der Hauptverwaltung, Friedel Fleck, die Schließung möglichst spät, also erst im Jahr 2007 wirksam werden zu lassen.

Mit dem Sparkonzept soll die im Mai 2002 eingeleitete Strukturreform "im wesentlichen" abgeschlossen sein, wie Bundesbank-Präsident Ernst Welteke am Freitag in Frankfurt am Main sagte.

Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben, die Arbeitsplätze sollen sozialverträglich unter anderem über Vorruhestand und das Nicht-Besetzen freiwerdender Stellen erreicht werden. Welteke räumte ein, dass für die Betroffenen harte Entscheidungen seien, aber "ein Hinauszögern hätte den Handlungsdruck weiter erhöht."

Die Bundesbankgewerkschaft VdB kritisiert die "Vernichtung von Arbeitsplätzen" scharf: Da die Filialen zu mehr als 100 Prozent ausgelastet seien, fehle für diesen Schritt jegliches Verständnis. Nach Angaben des VdB-Vorsitzenden Karl-Heinz Schmidt soll mit der Rationalisierung auch bei der Bundesbank Schichtarbeit eingeführt werden.

Ursache für die weitere Straffung der Bundesbank ist nach Angaben von Welteke weniger die Einführung des Euro als die veränderte Aufgabenstellung in den Filialen und die Straffung des Dienstleistungsangebotes der Bundesbank.

Nachdem der unbare Zahlungsverkehr schon längst nur noch online und damit ohne Belege abgewickelt werde, bleibe den Bundesbank-Filialen im Prinzip die Aufgabe, Unternehmen und Verbraucher mit Bargeld zu versorgen. Dort aber hat die Bundesbank bislang in weiten Bereichen nicht kostendeckend gearbeitet.

Zum anderen können Wirtschaftsunternehmen künftig bei der Bundesbank keine Konten mehr führen. Mit der Straffung des Filialnetzes auf 45 und der Zahl der Beschäftigten auf rund 11 100 ab Ende 2007 erhalte die Bundesbank auch im Vergleich zu anderen Notenbanken in der Euro-Zone endlich eine wettbewerbsfähige Struktur.

Insgesamt will die Notenbank ihre Kosten ab 2007 um 280 Millionen Euro pro Jahr senken, allein die Schließung der Filialen soll 70 Millionen Euro bringen. Derzeit liegen die Personalkosten bei rund einer Milliarde Euro pro Jahr, dazu kommen noch einmal 300 Millionen Euro Sachkosten.

Allein in den Filialen wird die Bundesbank bis Ende 2007 rund 4 550 der derzeit knapp 8 300 Jobs streichen, ein Abbau von fast 55 Prozent. In der Zentrale in Frankfurt und in den neun Hauptverwaltungen werden dagegen nur rund 1 000 der momentan noch 7 540 Stellen wegfallen.

Anfang der 90iger Jahre nach der deutsch-deutschen Währungsunion und der Wiedervereinigung hatte die Bundesbank rund 220 Filialen und insgesamt mehr 18 200 Mitarbeiter. Jetzt werden damals getroffene Expansionsentscheidungen wieder korrigiert.

Zum Teil schließt die Bundesbank Filialen, deren Gebäude noch nicht einmal zehn Jahre alt und damit noch nicht abgeschrieben sind. Das sei aber, so Welteke, immer noch kostengünstiger als diese Standorte weiterzubetreiben.

Auch Potsdam (78 Stellen), Frankfurt/Oder (52 Stellen), Heilbronn (69 Stellen), Mönchengladbach (93 Stellen), Münster, Wuppertal, Kaiserslautern, Halle, Schwerin und Gera werden geschlossen. Drei Standorte, die wegfallen stehen noch nicht fest. Offen ist noch, ob Mannheim oder Ludwigshafen und Kassel oder Göttingen erhalten werden.

Eine vorläufige Bestandsgarantie gibt der Bundesbank-Vorstand dagegen unter anderem für die Filialen in Berlin, Freiburg, Stuttgart, Ulm, Nürnberg, Aachen, Gießen, Leipzig, Köln und Villingen-Schwenningen.

Dazu auch der Kommentar von Rolf Obertreis.

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