Bonner gewinnen Hochschulpreis der Postbank

Studenten-Team der hiesigen Universität macht Rennen um den mit 70 000 Euro dotierten Finance Award

Bonner gewinnen Hochschulpreis der Postbank
Foto: Volker Lannert

Bonn. Ein Vergleich des SPD-Politikers Franz Müntefering hat sie berühmt gemacht, Hedgefonds werden seither auch als "Heuschrecken" bezeichnet.

Der Vorwurf an die Investoren: zu kurzfristige oder überzogene Renditeerwartungen, denen häufig ganze Unternehmen zum Opfer fallen, weil Hedgefonds "wie Heuschrecken" über sie herfallen (siehe Kasten).

Mit dem Phänomen der Hedgefonds, den Chancen und Risiken für Unternehmen und dem Potenzial für Anleger haben sich in den vergangenen acht Monaten 48 Studenten-Teams aus ganz Deutschland auseinander gesetzt - im Kampf um den hoch dotierten Postbank Finance Award. Am Freitag wurden im Forum der Bundeskunsthalle in Bonn die Sieger des Hochschulpreises gekürt.

Ein Team von der Bonner Universität schaffte es auf den ersten Platz und nimmt als Sieger 40 000 Euro mit. 80 Prozent des Preisgeldes kommen dabei der Ausstattung der Hochschule zugute. Der zweite Platz (20 000 Euro) geht an Studenten der Kölner Uni, der dritte Platz (10 000 Euro) nach Regensburg.

"Hedgefonds - Gift oder Heilmittel?" lautete der Untersuchungsauftrag des Finance Awards. Die Bonner Studenten Daniel Bembennek, Leonie Gerhards, Jasmin Gider, Timo Schilz, Moritz Weigand und der Lehrstuhl-Assistent André Betzer untersuchten die Kriterien, nach denen Hedgefonds in Unternehmen einsteigen, und ob der Einfluss der Investoren die Rendite der Unternehmen steigert.

Das Ergebnis der Preisträger: Sogenannte aktivistische Hedgefonds, die unternehmerisches Handeln direkt beeinflussen, investieren bevorzugt in Firmen, in denen es Konflikte zwischen Managern und Eigentümern gibt.

Und mit ihrem Handeln gelingt es den Investoren, höhere Renditen zu erzielen, so das Ergebnis der Studenten. Auch deshalb, weil der Markt nach dem Einstieg wieder mehr Vertrauen in das Unternehmen setzt. Hedgefonds als Heilmittel gilt demnach durchaus für Anleger - Management und Mitarbeiter der betroffenen Unternehmen dürften das anders sehen.

Die Jury bewertete die Studie als Pionierarbeit. Der von den Studenten erhobene umfassende Datensatz liefere neue Einsichten zu den Wirkungen der Hedgefonds. "Das Engagement der Teilnehmer hat uns gezeigt, dass praxisnahe Finanzthemen so begeistern können, dass man gerne bereit ist, viele Monate lang zusätzlich zum Studium hart daran zu arbeiten", sagte Wolfgang Klein, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Postbank AG und Schirmherr von Deutschlands höchstdotiertem Hochschul-Wettbewerb bei der Preisverleihung.

Für Hedgefonds gibt es keine feste Definition - auch deshalb, weil ihr Handeln weiterhin keiner gesetzlichen Kontrolle unterliegt. Sie gelten als Kapitalsammelstellen, die das Geld ihrer Anleger oft hoch spekulativ anlegen. Überdurchschnittlichen Renditen steht das Risiko gegenüber, den Einsatz ganz zu verlieren.

Häufig kaufen Hedgefonds ganze Firmen und finanzieren das mit Krediten, die sie wiederum auf das gekaufte Unternehmen verlagern. Um das Geld wieder zu erwirtschaften, werden dann oft Mitarbeiter entlassen und ganze Firmenteile verkauft. Eben dieses Vorgehen brachte den Investoren Kritik ein.

Derzeit leiden viele Hedgefonds unter der internationalen Finanzkrise. Anleger setzten auf mehr Sicherheit. Das von Hedgefonds verwaltete Vermögen hat sich Studien zufolge bis Ende März um 40 Milliarden auf 1,75 Billionen Dollar verringert.

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