Postbank-Verkauf Bonner bleiben länger bei der Deutschen Bank

Bonn/Frankfurt · Das Frankfurter Geldinstitut hält eine schnelle Trennung von der Postbank nicht mehr für notwendig.

Seit Anfang des Monats arbeitet die Bonner Postbank komplett eigenständig und könnte jederzeit rechtlich von der Deutschen Bank abgetrennt werden. Doch das wird so schnell wohl nicht notwendig sein.

Die Deutsche Bank betonte am Mittwoch, dass sie sich bei der geplanten Trennung von der Postbank nicht unter Zeitdruck sieht . „Einige glauben, dass wir die Postbank 2017 verkaufen müssen – das ist nicht der Fall“, sagte Finanzvorstand Marcus Schenck am Mittwoch in einer Telefonkonferenz.

Einen Verkauf oder Börsengang aber schieben die Manager erst einmal auf – bis sich das Marktumfeld verbessert. Denn aktuell findet sich kein Käufer, der den gewünschten Preis zahlen will, auch ein Börsengang steht deshalb vorerst nicht an.

Das Frankfurter Geldhaus hatte 2010 die Mehrheit an der Postbank erworben, um neben der Investmentsparte das Privatkundengeschäft auszubauen. Doch die Rahmenbedingungen änderten sich. Im April vergangenen Jahres beschlossen Vorstand und Aufsichtsrat der Deutschen Bank, sich vom Bonner Institut wieder zu trennen.

Von einem Verkauf der Postbank mit 14 Millionen Kunden, 19 000 Beschäftigten und einer Bilanzsumme von 149 Milliarden Euro versprach sich die Deutsche Bank eine deutliche Verbesserung ihrer Kapitalquoten.

Zuletzt habe sich aber angedeutet, dass die verschärften Vorgaben erst Ende 2019 oder sogar erst 2020 erreicht werden müssen, sagte Finanzchef Schenck. Das gebe der Bank auch für die Postbank-Trennung mehr Zeit. Schenck wies Gerüchte zurück, wonach die Deutsche Bank eine Aufspaltung in einen Teil für das Kapitalmarktgeschäft sowie einen für das Privat- und Firmenkundengeschäft durchspiele.

Für die Postbank sieht Sprecher Alexander Adler durch den späteren Verkauf oder Börsengang keine Konsequenzen. „Wir machen hier unverändert unsere Arbeit“, sagte er dem General-Anzeiger. Das betreffe beispielsweise die Veränderungen des Bankgeschäftes durch die zunehmende Digitalisierung.

Unter den Mitarbeitern sorgte die Nachricht natürlich für Unruhe, sagte Verdi-Sekretärin Tina Scholze: „Allerdings haben es viele wohl schon geahnt.“ Viel stärker beschäftige die Mitarbeiter aber die Konsequenzen aus Filialschließungen sowie die schlechte personelle Besetzung in etlichen Filialen.

Die Muttergesellschaft Bank fährt in schwierigem Fahrwasser: Die Unsicherheit an den Kapitalmärkten, das Brexit-Votum und vor allem der Umbau lasten auf ihr. So blieb im zweiten Quartal gerade noch ein Gewinn von 20 Millionen Euro nach Steuern übrig, gut 800 Millionen Euro waren es noch vor einem Jahr.

Der Vorsteuergewinn ging um zwei Drittel auf 408 Millionen Euro zurück. Doch auf dem Weg zur nachhaltigen Profitabilität der Bank lässt sich Deutsche-Bank-Chef John Cryan nicht beirren – auch wenn die Erträge einbrechen und die Kosten für die Restrukturierung hoch sind. Man werde auch harte Entscheidungen durchsetzen, um die Ergebnisse kurzfristig zu verbessern, sagte er in der Telefonkonferenz. Davor sei man in der Vergangenheit zurückgeschreckt, und deshalb seien viele Restrukturierungsversuche gescheitert.

Cryan will die Sparmaßnahmen noch verschärfen, sollte das aktuelle wirtschaftliche Umfeld so schwach bleiben. Die Erträge brachen in allen Konzernsparten ein, vor allem in ihrem Kerngeschäft Investmentbanking.

Besonders stark, nämlich um 28 Prozent, ging in dieser Sparte der Wertpapierhandel zurück. Hier schrammte die Bank nur knapp an einem Verlust vorbei. Die Gewinne schrumpften auch im Geschäft mit Privatkunden und in der Vermögensverwaltung.

Nur die Postbank konnte vor Steuern ihren Gewinn auf 179 Millionen Euro verdoppeln – allerdings wegen eines Sonderertrags von 104 Millionen Euro: Sie hatte Anteile an Visa Europe verkauft.

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