Solarworld Bonner Unternehmen streicht jede zehnte Stelle

Bonn · Bei dem Bonner Unternehmen sind 400 Jobs in Gefahr, davon die Hälfte in der Verwaltung. Ob es zu betriebsbedingten Kündigungen kommt, lässt der Konzern offen und verweist auf Gespräche mit dem Betriebsrat.

Die Produktion im sächsischen Freiberg ist vom Stellenabbau offenbar stark betroffen. FOTO: DPA

Die Produktion im sächsischen Freiberg ist vom Stellenabbau offenbar stark betroffen. FOTO: DPA

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Der Photovoltaikkonzern Solarworld ist tief in die roten Zahlen gerutscht und streicht bis 2019 rund 400 seiner 3300 Stellen. Das teilte das Unternehmen am Freitag in Bonn mit. Vom Personalabbau betroffen seien etwa zu gleichen Teilen die Verwaltung und die Produktion. Bonn könnte damit als Verwaltungssitz des Unternehmens zahlreiche Stellen verlieren. Hier arbeiteten zuletzt rund 300 Menschen für Solarworld. Ob der Konzern betriebsbedingte Kündigungen ausspricht oder lediglich frei werdende Stellen nicht neu besetzt, wollte das Unternehmen gestern auf Anfrage nicht mitteilen. Gespräche mit dem Betriebsrat würden dazu geführt, hieß es.

Solarworld produziert außerdem im thüringischen Arnstadt und im sächsischen Freiberg sowie in Hillsboro/USA. Aus Unternehmenskreisen hieß es, der Abbau werde Freiberg deutlich härter treffen als Arnstadt. Dort sollen künftig nur noch Module und keine Zellen mehr gefertigt werden, hieß es.

Solarworld plant als Reaktion auf den Preisdruck aus Fernost nach eigenen Angaben eine stärkere Konzentrationen auf Hochleistungsprodukte. „Nur so können wir uns von billig, billig aus China und anderswo absetzen“, teilte Firmenchef Frank Asbeck auf der Homepage des Unternehmens mit. Parallel zum Personalabbau solle jährlich ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag in den Ausbau der Technik investiert werden.

Vor Steuern und Zinsen (Ebit) hatte Solarworld 2016 einen Verlust von 99 Millionen Euro (Vorjahr: minus 4 Mio Euro) erwirtschaftet. Der Umsatz hatte sich leicht auf gut 800 Millionen Euro erhöht. Für 2017 rechnet das Unternehmen mit einem besseren, aber weiterhin negativen Ergebnis. Bis 2019 solle ein „sichtbar positives Ebit“ erreicht werden, teilte Asbeck im Internet weiter mit. Eigentlich hatte der Firmengründer schon für 2015 die Gewinnwende angekündigt. Daraus wurde nichts.

Das Unternehmen macht vor allem Dumpingpreise für Photovoltaikprodukte aus China für seine Misere verantwortlich. Durch den Anti-Klimaschutz-Kurs des neuen US-Präsidenten Donald Trump sieht sich der Solarkonzern nach eigenen Angaben nicht bedroht. „Die meisten Initiativen für den Ausbau der Solarenergie gehen aber ohnehin von den einzelnen Bundesstaaten aus. Selbst wenn sie wollte, könnte die Regierung in Washington hier nur sehr begrenzt etwas gegen unternehmen“, meint Firmenchef Asbeck. Für das laufende Jahr plant das Unternehmen eine deutliche Kostensenkung. Die Absatzmengen sollen steigen, der Konzernumsatz 2017 dürfte etwa auf Vorjahresniveau liegen, hieß es in einer Mitteilung weiter.

Der Konzern braucht dringend Geld: Solarworld verfügte nach eigenen Angaben zum 31. Dezember 2016 über liquide Mittel in Höhe von 88 Millionen Euro, ein Jahr zuvor waren es noch 189 Millionen Euro. (dpa/sd)

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