Bonner Konzern testet neue Wege des Vertriebs

Zeitungszusteller verteilen Werbesendungen - Kritik von Ver.di

Bonner Konzern testet neue Wege des Vertriebs
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Bonn/Essen. Die Deutsche Post testet in Deutschland neue Vertriebswege und handelt sich dabei Kritik von Gewerkschaftsseite ein. Wie ein Post-Sprecher am Montag bestätigte, sollen Zeitungszusteller der Mediengruppe WAZ ab 1. März bis Ende April im Großraum Essen unadressierte Werbesendungen an die dort etwa 732 000 Haushalte verteilen - unter anderem das Werbeblättchen "Einkauf Aktuell". Bisher wurden diese Werbesendungen von Briefzustellern der Post ausgetragen.

Der Bonner Konzern möchte nach Angaben eines Sprechers in dem Pilotprojekt untersuchen, ob die Verteilung der Werbesendungen durch Zeitungszusteller billiger als durch die eigenen Briefträger abgewickelt werden kann. Für Briefträger gilt in Westdeutschland seit Jahresbeginn ein Mindestlohn von 9,80 Euro pro Stunde. Nicht adressierte Werbesendungen wie "Einkauf Aktuell" gelten nicht als Briefe.

Außerdem wolle die Post das durch den Streit um den Mindestlohn zuletzt belastete Verhältnis zu den Verlagshäusern verbessern, sagte der Sprecher: "Wir suchen Möglichkeiten der Kooperation." Nicht zuletzt sollten durch die Abgabe von Werbesendungen auch die eigenen Zusteller entlastet werden. Die Gewerkschaften Ver.di und DPV Kom werfen der Post vor, mit der Aktion den Mindestlohn für Briefträger zu unterlaufen. "Das gefährdet Arbeitsplätze bei der Post. Wir fordern das Unternehmen auf, das einzustellen", sagte ein Sprecher von Ver.di.

Es gebe Verträge, die die Fremdvergabe von Aufträgen ausschlössen. Volker Geyer, Vorsitzender der DPV Kom, kritisierte die Überlastung der Post-Zusteller (der GA berichtete) wegen wachsender Mengen. Statt Zustellung an Zeitungshäuser auszulagern, solle die Post selbst mehr Briefträger einstellen: "Mehrere tausend Stellen wären bundesweit nötig." Der Post-Sprecher sagte, den Zeitungszustellern würden keine Briefe übergeben. Deshalb habe das Pilotprojekt auch nichts mit dem Mindestlohn zu tun.

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