Stoppschild, Blaue Engel & co. Bonner Institut vergibt Gütezeichen für Verkehrsschilder

Bonn · Das RAL Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung weiht am Donnerstag seinen neuen Firmensitz in Beuel ein.

Stoppschild, Einbahnstraßenschild, Vorfahrtsstraßenschild – sie alle sehen hierzulande immer und überall gleich aus und müssen den strengen Anforderungen an Farbton, Farbbeständigkeit, Lichtechtheit und Haltbarkeit genügen. Was die Verkehrsteilnehmer nicht sehen können, ist auf der Rückseite verborgen und entscheidend dafür, das ein Verkehrszeichen im öffentlichen Raum überhaupt aufgehängt werden darf: das RAL-Gütezeichen. Es garantiert, das alle Anforderungen erfüllt sind.

Hinter den drei Buchstaben RAL verbirgt sich das Deutsche Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung in Bonn mit seiner Tochter RAL gemeinnützige GmbH (RAL gGmbH), das am heutigen Donnerstag nach 14-monatiger Bauzeit seinen neuen Firmensitz offiziell mit geladenen Gästen einweiht. Das Kürzel allerdings stammt aus dem Jahr 1925, als die Institution als „Reichsausschuss für Lieferbedingungen“ gegründet wurde (siehe Înfokasten zur Historie unten).

„Am alten Standort in Sankt Augustin konnten wir nicht mehr weiter wachsen, sodass wir uns für einen Neubau hier im Wohn- und Wissenschaftspark in Beuel entschieden haben“, sagt RAL-Hauptgeschäftsführer Rüdiger Wollmann. Rund sechs Millionen Euro hat RAL in den 3000 Quadratmeter großen Standort investiert, an dem künftig rund 40 Mitarbeiter arbeiten werden. Der markant bunte, schon von weitem gut sichtbare Firmensitz war für die Kennzeichnungsexperten eine Art Selbstverpflichtung. Von Fenstern, Türen, Dach und Wänden bis hin zu Möbeln, Blitzschutz und verwendeten Farben – alle Materialien und Dienstleistungen tragen das RAL Gütezeichen. Insgesamt gibt es heute 160 verschiedene Gütezeichen, die den Verbrauchern eine Orientierungshilfe geben sollen. RAL entwickelt in Zusammenarbeit mit den Herstellern die Kriterien und organisiert deren Vergabe. Doch Gütezeichen sind nur eines von fünf Standbeinen, in denen RAL tätig ist.

Die wohl bekannteste Sparte ist mittlerweile 90 Jahre alt: RAL Farben. Sie spiegelt sich am besten in der bunten Fassade des neuen Unternehmenssitzes. Jeder, der schon einmal im Fachgeschäft eine bestimmte Farbe gesucht hat, dem dürfte der bunte Farbfächer geläufig sein. Denn Farbton ist nicht gleich Farbton. Der weltweit führende Farbstandard besteht aus zurzeit 2328 Farbtönen, jeder für sich bis ins Detail exakt definiert. Ob Feuerwehrrot, Postgelb oder Telekommagenta: Die Urmuster, sozusagen die Originale der Farbkarten, lagern bei RAL gut gesichert und vor Umwelteinflüssen geschützt in Kühltruhen. Anhand der Farbskala kann theoretisch überall auf der Welt exakt derselbe Farbton zusammengemischt werden.

Eine Orientierungshilfe in Sachen Umweltfreundlichkeit soll der Blaue Engel bieten. Seit fast 40 Jahren ist RAL die Vergabestelle des Engels. Mit dem Umweltzeichen dürfen sich nur Waren und Dienstleistungen schmücken, die einem strengen Prüfverfahren Stand gehalten haben.

Seit 2013 ist das Bonner Institut auch als Dienstleister für die Stiftung Warentest tätig. Wer für sein Produkt oder seine Dienstleistung mit dem Stiftung-Warentest-Logo werben möchte, kann bei der RAL-Tochter RAL GmbH eine für ein oder zwei Jahre gültige Lizenz erwerben. „Wir vergeben die Zeichen nicht nur, sondern wir überwachen auch deren korrekte Verwendung“, erklärt Geschäftsführer Thomas Roßbach den Geschäftsbereich RAL Logo Lizenz. Hier sehen die Bonner noch Wachstumspotenzial. „Wir sind offen für weitere Institutionen, die Lizenzen vergeben“, sagt Roßmann.

Das jüngste Standbein ist die RAL Akademie. „In unseren Seminaren und Workshops geben wir unser Fachwissen an Interessierte aus unterschiedlichen Berufsgruppen weiter“, sagt Wollmann. Erfolgreich gestartet sind die Bonner mit Schulungen zum Umgang mit Farben und Farbgestaltungen. Andere Weiterbildungen sollen folgen.

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