Schiffslinie verbindet Bonn und Trier Bonner Hafen erwartet kräftiges Wachstum

Bonn · Der Betreiber Am Zehnhoff-Söns setzt auf Kombination von Schiff, Bahn und Lastwagen. Das Familienunternehmen feiert 111-jähriges Bestehen.

Am Bonner Hafen werden rund 400 Container am Tag bewegt.

Am Bonner Hafen werden rund 400 Container am Tag bewegt.

Foto: Delphine Sachsenröder

Auf dem Hafengelände hinter der Bonner Nordbrücke stapeln sich die bunten Überseecontainer. Wenn ein Schiff anlegt oder ein Lastwagen eintrifft, muss es schnell gehen. Bis zu 400 Container am Tag bewegt einer der Kräne. „In der Logistik kommt es auf eine exakte Zeitplanung an“, sagt Alfons Am Zehnhoff-Söns, der das Familienunternehmen in dritter Generation gemeinsam mit Bruder Gregor Söns und Vater Wilhelm Söns leitet.

Immer mehr Ware wird am Rhein umgeschlagen. Im vergangenen Jahr hat die Bonner Hafengesellschaft 958 000 Tonnen Fracht abgefertigt, 2015 waren es noch 920.000 Tonnen. Am Zehnhoff-Söns erwartet weiteres Wachstum im Frachtschiffverkehr: „Schließlich ist es erklärtes Ziel der Politik, dass weniger Transporte über die Straßen abgewickelt werden.“

Die verschifften Waren sind dabei ganz unterschiedlich: Am Bonner Hafen lagert Tonnenweise Stahl für die boomende Baubranche. In den Containern aus aller Welt werden viele Konsumprodukte vom Handy bis zum Schuh versandt – sogar Wein im „Flexitank“ mit 16 000 Litern Fassungsvermögen schippert über den Rhein etwa aus Chile nach Bonn. „Der wird dann in der Umgebung in Flaschen abgefüllt“, sagt Alfons Am Zehnhoff-Söns.

Nicht nur für den Weintransport hat sich die 2015 gestartete Frachtschiffverbindung zwischen Bonn und Trier bewährt. Am Zehnhoff-Söns hat den dortigen Moselhafen vor vier Jahren zu rund 75 Prozent übernommen. „Vor allem die Nachfrage nach Bahnverbindungen ab dem Hafen in Trier steigt“, sagt der Unternehmer.

Bonner Stadtwerke beteiligt

Zweimal pro Woche schicken die Bonner einen Güterzug von Trier nach Rotterdam. Der Umsatz der Bonner an der Mosel ist auf rund sieben Millionen Euro gestiegen. 2015 waren es noch 2,4 Millionen Euro. Doch für das Wachstum musste Am Zehnhoff-Söns nach eigenen Angaben kräftig investieren. „Erst in diesem Jahr werden wir in Trier unterm Strich einen Gewinn erwirtschaften“, sagt Geschäftsführer Am Zehnhoff-Söns. In Bonn setzte das Unternehmen im vergangenen Jahr rund 40 Millionen Euro um und erwartet für 2018 eine Steigerung um fünf bis sieben Prozent.

Probleme bereitet dem Hafenbetreiber dabei nicht etwa zu viel Verkehr auf dem Rhein, sondern Engpässe in den Seehäfen Rotterdam, Amsterdam und Antwerpen, von wo aus die Ware nach Bonn transportiert wird. Durch den wachsenden Welthandel komme es an diesen Logistik-Knotenpunkten immer wieder zu Zeitverzögerungen, die von Mittelständlern wie den Bonnern mit ihren rund 250 Mitarbeitern nur mit Mühe aufzufangen seien, sagte Am Zehnhoff-Söns. Das Unternehmen feiert in diesen Tagen sein 111-jähriges Bestehen. Gründer August Am Zehnhoff transportierte noch mit Pferdekutschen Ware durch Bonn. Der Betrieb zog 1924 vom alten Hafen in Höhe der heutigen Beethovenhalle an den jetzigen Standort in Graurheindorf, wo mittlerweile schon die vierte Generation der Familie in die Firma eingestiegen ist.

Heute gehört auch eine Flotte von rund 60 eigenen Lastwagen zum Bonner Traditionsunternehmen, an dem die Bonner Stadtwerke beteiligt sind. Für Am Zehnhoff-Söns liegt in der Vernetzung von Schiff, Bahn und Lastwagen die Zukunft. „Nur so können wir, was Transportdauer und -preis betrifft, für unterschiedliche Waren passende Angebote bieten“, sagt der Geschäftsführer.

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