Sorge um Traditionsunternehmen Bonner Fahnenfabrik prüft neuen Standort

Bonn · Die Bonner Fahnenfabrik (Bofa) ist wohl im Umbruch: Die Siebdruckabteilung ist geschlossen und 13 Mitarbeiter in Transfergesellschaft ausgegliedert. Die französische Zentrale schweigt.

In Bonn geht die Angst um, dass mit der Bonner Fahnenfabrik (Bofa) ein weiteres Traditionsunternehmen aus der Bundesstadt wegziehen könnte. Wie der General-Anzeiger am Freitag aus informierten Kreisen erfuhr, denkt die Bofa über eine Produktionsverlagerung nach. Die Stadt und der Rhein-Sieg-Kreis stehen mit dem Hersteller von Werbebannern in Kontakt. Beim Kreis sprach man von einem „laufenden Verfahren“, zu dem man keine Stellung nehmen wolle.

Marketingsprecherin Lisa Pias sagte auf Anfrage: „Zum Umzug der Bofa-Doublet GmbH ist zurzeit noch keine Entscheidung getroffen.“ Sie verwies auf „strategische Gründe“, warum sie keine weiteren Informationen geben könne.

Ansprüche an die Unternehmen entwickeln sich stetig

Sechs Jahre nach der Übernahme durch die französische Firma Doublet ist die 1866 in Bonn gegründete Bofa im Umbruch. Die Produktion von Flaggen im aufwendigen Siebdruckverfahren wurde kürzlich eingestellt. Pias sagte, zum 1. Februar dieses Jahres seien die 13 Mitarbeiter dieser Abteilung in eine Transfergesellschaft ausgegliedert worden, um sie vor der Arbeitslosigkeit zu bewahren. Pias begründete den Stellenabbau mit den Worten: „Der Markt und die Ansprüche an die produzierenden Unternehmen entwickeln sich stetig weiter. Der Digitaldruck gewinnt immer mehr an Bedeutung.“

Die Herstellung mit alten Siebdruckmaschinen aus dem Besitz der früheren Geschäftsführung sei nicht mehr zeitgemäß und entspreche nicht mehr modernen Standards. Die verbliebenen 43 Mitarbeiter produzierten weiter mit dem modernen Digitaldruckverfahren, in der Stahl- und Aluminiumverarbeitung. Außerdem biete die Fahnenfabrik einen Montageservice an. Diese genannten Bereichen „werden künftig wachsen“, so Pias. Die Bofa produziert Werbung für große Autofirmen, Bierbrauereien und Airlines. Die Werbeträger wie Banner, Fahnen und Zelte stellt sie auch bei großen Sportveranstaltungen wie den Olympischen Spielen und dem Radrennen Tour de France auf.

2011 hatte die Bofa Insolvenz angemeldet

2011 hatte die Bofa, damals in fünfter Generation in Familienbesitz, Insolvenz angemeldet. Zum Jahresbeginn 2012 übernahm der französische Fahnenhersteller Doublet den Betrieb und rettete ihn vor dem Niedergang. Von 74 Beschäftigten wurden damals 61 Mitarbeiter übernommen. Damals hob Seniorchef Luc Doublet das Siebdruckverfahren als gute Ergänzung für die eigenen digitalen Druckereien in Frankreich als besonderes Merkmal hervor. Seit der Übernahme führt sein Sohn Jean Bernard Doublet den Bonner Standort. Am Freitag waren weder er noch der Betriebsrat für eine Stellungnahme zu erreichen. Auch in der Doublet-Zentrale bei Lille in Nordfrankreich wollte sich eine Sprecherin nicht zu den Entwicklungen in Deutschland äußern. Insgesamt beschäftigen die Franzosen 300 Mitarbeiter in Europa und den USA.

Vor zwei Jahren hatte Geschäftsführer Doublet gegenüber dem GA einen Ausbau des einzigen deutschen Standorts angekündigt, ohne Details zu nennen. Den Jahresumsatz bezifferte er damals mit sechs Millionen Euro. 2004 hatte der Umsatz noch bei 9,5 Millionen gelegen. Inwiefern der Umsatz überhaupt noch wächst, war nicht zu erfahren: Pias wollte am Freitag keine Zahlen nennen.

Das Personal schrumpft weiter

Das Personal schrumpft unterdessen weiter: Von den 61 Beschäftigten, die von Doublet übernommen wurden, waren noch vor dem jüngsten Abbau fünf Stellen weggefallen. Pias: „Wir können Ihnen aber versichern, dass die Bofa sich in anderen Produktionsbereichen als dem Siebdruck weiterentwickelt, digitalisiert und so in eine sichere Zukunft blicken wird.“

Auf Anfrage teilte Ulrich Ziegenhagen, stellvertretender Leiter der Bonner Wirtschaftsförderung mit: „Die Wirtschaftsförderung hat Kontakt zur Bofa und unterstützt im Rahmen der Unternehmensbetreuung das Unternehmen.“ Hoffentlich erfolgreich. Bonns produzierendes Gewerbe beschäftigte 2017 den Angaben zufolge 13.888 sozialversicherungspflichtige Mitarbeiter, hundert mehr als 2016.

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