Mit 79 Jahren zu jung für den Ruhestand Bluhm Systeme in Rheinbreitbach feiert 50-jähriges Bestehen

Rheinbreitbach · 1968 hat Eckhard Bluhm seine Kennzeichnungstechnik-Firma gegründet. Heute arbeiten in Rheinbreitbach 500 Menschen für das Unternehmen.

 Eckhard Bluhm zeigt ein RFID-Etikett, das automatisch auslesbare Informationen enthält. FOTO: SACHSENRÖDER

Eckhard Bluhm zeigt ein RFID-Etikett, das automatisch auslesbare Informationen enthält. FOTO: SACHSENRÖDER

Foto: asdf

Wenn Brüssel wieder einmal die Kennzeichnungspflichten verschärft, ist die Wirtschaft in der Regel wenig begeistert. Ganz anders sieht das bei der Firmengruppe BluhmWeber in Rheinbreitbach aus. Denn hier bringen neue Vorschriften Umsatz. Das Familienunternehmen verkauft Etiketten und Maschinen, die Produkte oder Verpackungen etikettieren oder beschriften. Vom Autoreifen bis zur Putzmittelflasche: die Rheinbreitbacher sorgen dafür, dass drauf steht, was drin ist – und das seit 50 Jahren.

Firmengründer Eckhard Bluhm hat das Unternehmen vom Ein-Mann-Betrieb zum internationalen Unternehmen mit 500 Mitarbeitern aufgebaut. Der 79-jährige hat zwar das operative Geschäft an seine drei Söhne weitergegeben. Doch im Betrieb kümmert er sich weiterhin um strategische Fragen, sucht neue Absatzmärkte und interessante Übernahmekandidaten. Ruhestand? „Das wäre eine Katastrophe!“, sagt Bluhm ohne zu zögern.

Nach der morgendlichen Laufrunde mit seinem Hund sitzt der Unternehmer täglich an seinem Schreibtisch. Im modernen Büro-Neubau wirken Sitzgruppe und Büchervitrine im Stil der 50er Jahre wie eine Fata Morgana. „In Familiendingen bin ich konservativ“, erklärt Bluhm, „die Möbel gehörten meinem Vater“.

Wenn es um die Produkte des Unternehmens geht, ist der Seniorchef schnell wieder in der Gegenwart: „Diese Etiketten enthalten einen RFID-Code“, sagt Bluhm und nimmt einen Klebestreifen aus einer Maschine. „Damit können die Kunden elektronisch auslesen, was sich in einer Verpackung befindet.“ Neben Etiketten und Etikettiermaschinen verkauft Bluhm auch Anlagen, die mit unterschiedlichen Techniken Produkte oder Kartons direkt beschriften. „Wir entwickeln unsere Lösungen immer angepasst an die einzelnen Kundenbedürfnisse“, sagt Bluhm.

Dafür arbeitete das Unternehmen von Anfang an international. Eckhard Bluhm stieg im Alter von 24 Jahren als Vertriebsmitarbeiter in die Branche ein, als „Autodidakt und strebsamer Kerl“, wie er sagt. Schon früh erkannte er die Marktchancen, die sich bei der Warenkennzeichnung boten und machte sich 1968 als Vertreter des US-Etikettier-Unternehmens Weber in Erpel selbstständig.

Wenig später waren die Amerikaner offenbar vom Verkaufstalent des jungen Deutschen so angetan, dass sie mit ihm ein Gemeinschaftsunternehmen gründeten, das als Weber Marking Systems GmbH auch heute noch Bestandteil der Rheinbreitbacher Firmengruppe ist.

Das Unternehmen wuchs schnell, so dass Bluhm 1988 an seinen jetzigen Standort am Rheinbreitbacher Maarweg umzog. Aus einem Gebäude sind mittlerweile vier geworden, ein fünftes ist in Planung. Bluhm will weiter wachsen. Der Unternehmensgründer hält es für möglich, dass an dem Standort bald 600 oder mehr Menschen arbeiten.

Denn auch die Diskussion um Verpackungsmüll habe nichts daran geändert, dass Unternehmen Kennzeichnungen brauchen. Mit Etiketten könnten Hersteller auf ihren Produkten schließlich nicht nur informieren, sondern auch werben, so der Gründer. Der technische Fortschritt habe zwar die Druckqualität verbessert und die Abläufe beschleunigt, ein Ersatz für das Etikett sei jedoch noch nicht in Sicht. Und irgendwo in einer Ecke der Rheinbreitbacher Produktionshallen läuft sogar noch die erste Maschine, die Bluhm in den Gründungsjahren des Unternehmens erstand. Sie schneidet Etiketten – nach wie vor.

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