Beim Autokauf lohnt sich scharfes Nachrechnen

Händler bieten angesichts der schwachen Konjunktur derzeit besonders niedrige Kreditzinsen - Auch bei Autohändlern in Bonn und Umgebung ist die Konjunkturflaute zu spüren

Bonn. Die Konjunkturflaute ist auch bei den Autohändlern in Bonn und Umgebung zu spüren. Das Portemonnaie der Kunden ist wie zugeschnürt. In der Angst um die eigene berufliche Zukunft verschieben viele potenzielle Käufer ihren Wunsch nach einem neuen Auto. Die Hersteller begegnen der Kaufverdrossenheit mit immer neuen Finanzierungsangeboten knapp über null Prozent und überbieten sich in den Rücknahmepreisen für Gebrauchtwagen. Aber halten die Angebote was sie versprechen? Sind es "Schnäppchen" oder handelt es sich um "Bauernfängerei"? Nachrechnen lohnt sich auf jeden Fall.

Fiat hat laut Radiowerbung grundsätzlich die "pfiffigere Idee", die Renault Bank bietet derzeit die "Merci-Highlight-Finanzierung" mit 0,99 Prozent Zinsen und zehn Prozent Anzahlung an, Ford wirbt in Troisdorf mit dem Slogan "Barzahlung fast unsinnig!" und bietet einen Finanzierungszins von 0,9 Prozent bei 25 Prozent Anzahlung. Ob sich jedoch ein Barkauf, eine Kreditfinanzierung oder ein Leasingangebot lohnt, können Käufer oft nur schwer ermitteln. Der Händler verrät natürlich nicht die wahren Kosten seiner Offerte. Nachrechnen lohnt sich also.

Die finanzmathematischen Formeln sind aber ein wenig komplizierter als der einfache Gedanke, die Raten mit der Laufzeit zu multiplizieren, um die Kosten zu errechnen. Kredit- oder Leasing-Finanzierungen sind nämlich Zahlungen in der Zukunft und müssen dem entsprechend mit einem Inflationsfaktor bedacht werden. Im Internet finden sich deshalb verschiedene Angebote, die Rechner zur Verfügung stellen (Beispiele: www.autokredit-vergleich.de, www.banktip.com), mit denen unkompliziert auf Knopfdruck die Konditionen verglichen werden können.

Um Kreditangebote vergleichen zu können, müssen die Daten für Laufzeit (12 bis 72 Monate) und die Anzahlung (null bis 25 Prozent) identisch sein. Je kürzer die Laufzeit, desto höher ist die monatliche Belastung. Bei längeren Laufzeiten ist zwar die Monatsrate niedriger, doch die Gesamtkosten für den Kredit steigen. Generell sollte sich die Laufzeit des Kredits an der geplanten Nutzungsdauer des Autos orientieren. Bei identischer Laufzeit und Anzahlung ist der Effektivzins ein brauchbarer Bewertungsmaßstab: Je niedriger der Zins, desto besser das Angebot. Beim Effektivzins müssen alle Gebühren und Nebenkosten eingerechnet sein. Vorsicht: Das macht nicht jeder Anbieter automatisch. Fragen Sie also genau nach. Nach wie vor gilt: Wer das Geld hat, sollte den Kaufpreis fürs Auto gleich komplett bar zahlen. Ein Autohändler wird Barzahlern in der Regel immer deutlich bessere Konditionen - sprich Rabatte - einräumen als Ratenzahlern. Aber auch hier sollte man die Angebote vergleichen und sich beim Handeln Zeit lassen.

Eine weitere Möglichkeit zur Finanzierung ist das Leasing: Normalerweise liegt die Summe aus Sonderzahlung, monatlichen Raten und Restwert über dem Listenpreis eines Autos. Die Differenz ist der Gewinn des Anbieters. Der Kunde muss deshalb auch bei einem grundsätzlich empfehlenswerten Kilometervertrag den kalkulierten Restwert kennen, um Angebote beurteilen zu können. Faustformel: Bei einer Anzahlung (Mietsonderzahlung genannt) von 20 Prozent, vier Jahren Vertragsdauer, 50 Prozent Restwert und 15 000 Kilometern Fahrleistung pro Jahr sollte die Rate bei einem bis maximal 1,5 Prozent des Listenpreises liegen. Was darüber liegt, ist zu teuer.

Attraktiver sind "Spar-Leasing"-Offerten. Die Summe der Zahlungen liegt dabei sogar noch unter dem Listenpreis. Der Haken: Die Laufzeiten sind bei Null- und Spar-Leasing meist sehr kurz, die Anzahlung liegt dagegen oft mit bis zu 40 Prozent extrem hoch. Es handelt sich dann lediglich um eine Teil-Finanzierung mit hoher Schlussrate. Wenn der Restwert mit 40 Prozent kalkuliert wird, werden tatsächlich nur 20 Prozent der Summe finanziert. Bei Leasing-Verträgen kann es über die Abnutzung des Wagens bei der Rückgabe zum teuren Streit kommen. Deshalb sollten Käufer beim Leasinggeber eine Zusatz-Versicherung abschließen, die dieses Risiko ausschließt.

Unabhängig davon, welche Finanzierung wirklich günstig ist, gilt nach wie vor die Sechser-Faustregel: Nie mehr als ein Sechstel des Nettogehalts für die Monatsrate kalkulieren. Und: Kein Auto für mehr als sechs Nettogehälter finanzieren. Wer tiefer in die Tasche greifen muss, kann sich - Hand auf`s Herz - den Traumwagen eigentlich gar nicht leisten.

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