Ausbau des schnellen Internets Bündnis fordert Glasfasernetze ohne Auflagen

Niederkassel · Die Deutsche Telekom und Stadtnetzbetreiber wie Netcologne wollen ihre milliardenschweren Investitionen unter Verzicht auf staatliche Regulierung tätigen.

Beim Ausbau des Glasfasernetzes stoßen die Unternehmen an ihre Grenzen. Wegen der florierenden Konjunktur sind die Kapazitäten der Tiefbaufirmen extrem knapp.

Beim Ausbau des Glasfasernetzes stoßen die Unternehmen an ihre Grenzen. Wegen der florierenden Konjunktur sind die Kapazitäten der Tiefbaufirmen extrem knapp.

Foto: picture alliance / Matthias Balk

Die Deutsche Telekom und der Teil ihrer Wettbewerber, die selbst Glasfasernetze ausbauen, wollen zusammenarbeiten. Glasfasernetze gelten als zentrale Infrastruktur für schnelles Internet. Der Ausbau der Netze ist teuer, weil Straßen aufgebuddelt und Häuser angeschlossen werden müssen.

„Ich möchte mich mit Ihnen solidarisieren, um Verantwortung für den Netzausbau in Deutschland zu übernehmen“, sagte Tim Höttges, Chef der Deutschen Telekom, auf der Jahrestagung des Bundesverbands Glasfaseranschluss (Buglas) in Niederkassel. Das Ziel der „Allianz der Willigen“, wie der Verband die neu entstehende Koalition betitelte: Den neuen Markt ohne staatliche Regulierung zu erschließen.

Wenn ein Unternehmen eine Kommune oder einen Stadtteil mit Glasfaser ausbaut hat, soll es die Bedingungen, zu denen es die anderen Firmen das Netz mitbenutzen lässt, frei aushandeln können. Mit dem Verkauf von Vorleistungen sollen die Netze ausgelastet werden. Dadurch rechneten sich die hohen Investitionskosten schneller. Mehrere Gespräche haben die Firmen bereits mit der Bundesnetzagentur geführt – auf Antwort wird gewartet.

Das gemeinsame Feindbild der Allianz sind die Unternehmen, die nicht selbst in den Netzausbau investieren. Sobald Glasfaserinfrastruktur aufgebaut ist, muss die Telekom heute ihre regulierten Preise auch Firmen anbieten, die nicht selber bauen wollen. Die Telekom habe bereits fertig verhandelte Vorverträge zur Zusammenarbeit mit anderen Telekommunikationsunternehmen in der Schublade, aber zu den bisherigen Bedingungen funktioniere das nicht, meinte Höttges. Der Grund: Wenn die Telekom mit anderen Firmen zusammenarbeite, würden sich diese sofort auch an regulierte Preise halten müssen.

Kapazitäten der Tiefbaufirmen sind knapp

Die 85 Mitgliedsunternehmen des Buglas, der seinen Hauptsitz in Bonn hat, haben nach eigenen Angaben bislang rund 2,1 Millionen Haushalte und Unternehmen direkt mit Glasfaser angeschlossen. Bis Ende 2019 wollen sie fast eine Million weitere Haushalte und Unternehmen versorgen. „Um in Glasfaser zu investieren, braucht man einen langen Atem“, sagte Timo von Lepel, Geschäftsführer des Kölner Stadtnetzbetreibers Netcologne. Der offene Zugang für die Wettbewerber sei entscheidend.

Er fordert auch weniger Bürokratie beim Glasfaserausbau. Die städtischen Verwaltungen müssten verstärkt werden, weil sonst alles zu lange dauere. Google Street View solle genutzt werden, damit nicht bei jeder Baustelle eine Ortsbegehung gemacht werden müsse. „In Köln werden bis 2022 70 Prozent der Haushalte auf einen direkten Glasfaseranschluss der Netcologne zugreifen können“, sagte von Lepel. Aucb in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis würden Ausbaumöglichkeiten geprüft.

Beim Ausbau des Glasfasernetzes stoßen sowohl die Telekom als auch ihre Wettbewerber derzeit auf einen natürlichen Flaschenhals: Angesichts der florierenden Konjunktur sind die Kapazitäten der Tiefbaufirmen in Deutschland extrem knapp. Es würden sich bei Ausschreibungen kaum noch Firmen melden, sagte Buglas-Präsident Theo Weirich, Geschäftsführer des Stadtnetzbetreibers Wilhelm.tel aus Norderstedt. Sein Unternehmen habe Kostensteigerungen von 16 Prozent im Tiefbau.

Auch die Telekom drückt der Engpass. Im Tiefbau seien mittlerweile 1000 Spanier beschäftigt, auch Unternehmen aus Marokko oder Rumänien. Gerade würden Weißrussen rekrutiert.

Alle plädieren dafür, künftig beim Verlegen auch Verfahren des Microtrenching einsetzen zu können. Dabei kommt eine spezielle Fräsmaschine zum Einsatz, und es entstehen schmale Schlitze direkt an die Bordsteinkante, um Mikrorohre oder Glasfaserkabel zu verlegen. Doch Kommunen erlauben das derzeit noch nicht. Sie haben Angst um die Belastbarkeit der Oberflächen.

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