Solarworld Asbeck tritt Flucht nach vorn an

BONN · Frank Asbeck, Gründer und Vorstandschef der schwer angeschlagenen Bonner Solarworld, tritt die Flucht nach vorn an. "Wir sind an Teilen der Bosch-Produktion interessiert, insbesondere an der Solarzellen-Fertigung", sagte Asbeck in einem Interview mit dem "Handelsblatt".

Wie eine solche Übernahme zu finanzieren sei, ließ Asbeck offen. Bosch hatte in der Solartechnik Verluste in Höhe von rund 2,4 Milliarden eingefahren und deshalb Ende März angekündigt, die Sparte zu schließen. Davon sind rund 3000 Mitarbeiter betroffen.

Solarworld selbst kämpft weiter ums Überleben. Das Unternehmen, das seit längerem mit Banken und Anleihegläubigern über eine Reduzierung der Schulden verhandelt, hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass das Eigenkapital aufgezehrt sei. Deswegen werde eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen. Die ohnehin schwer gebeutelte Aktie ging daraufhin am Donnerstag weiter auf Talfahrt und erholte sich gestern nur leicht auf 68 Cent.

An der Börse machen immer wieder Gerüchte die Runde, das Emirat Katar könnte den Bonnern zu Hilfe kommen. Katar ist seit drei Jahren Partner von Solarworld. Gemeinsam wird im Wüstenstaat eine Silizium-Fabrik errichtet, die noch in diesem Jahr in Produktion gehen soll.

Die Kosten für den Bau der Anlage mit einer Produktionskapazität von 8000 Tonnen pro Jahr sollen früheren Angaben zufolge bei rund einer Milliarde Euro liegen. Unklar ist, wie groß der Eigenanteil von Solarworld am Gemeinschaftsprojekt ist und inwieweit der Konzern die Investitionskosten noch stemmen kann.

Katar könnte sich veranlasst sehen, das Projekt vollständig zu übernehmen. Ob das die Finanzprobleme von Solarworld löst, ist allerdings fraglich. "Wir unterstützen Solarworld so gut wir können", hatte Khalid Al-Hajri, Chef des Joint-Venture-Partners Katar Solar Technologies, kürzlich in der Hauptstadt Doha gesagt und die Bundesregierung aufgefordert, "es nicht zuzulassen, dass Solarworld untergeht".

Solaranlagenhersteller leiden weltweit an Überkapazitäten und Preisverfall. In den vergangenen Monaten sind Dutzende Unternehmen deswegen pleite gegangen, auch in China. Selbst den einstigen Weltmarktführer Suntech aus Wuxi hat es getroffen. Vor dem Hintergrund milliardenschwerer staatlicher Subventionsprogramme hatte die Branche auf allen Stufen der Wertschöpfungskette massiv investiert. Nachdem wegen ausufernder Kosten die staatlichen Programme zuletzt zurückgefahren wurden, liegen in der gesamten Produktionskette Kapazitäten brach.

Nach Angaben aus Branchenkreisen sind die Modulwerke nur zu 60 Prozent ausgelastet, bei 90 Prozent der Siliziumhersteller ruhe die Produktion. Die Überkapazitäten treffen die Bonner Solarworld besonders hart, weil das Unternehmen auf allen Stufen aktiv ist - von der Siliziumproduktion bis zum fertigen Solarsystem.

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