Kommentar zu Solarworld Asbeck gewinnt

Meinung | Bonn · Firmengründer Frank Asbeck hat es irgendwie geschafft, im Spiel zu bleiben, obwohl sein Konzern pleite ist. Zu den Verlierern gehören vor allem die Aktionäre, die sehr wahrscheinlich komplett leer ausgehen.

Frank Asbeck, genannt der Sonnenkönig: Der Gründer der Solarworld AG legte mit seinem Unternehmen einen steilen Aufstieg hin und stürzte ebenso steil ab.

Frank Asbeck, genannt der Sonnenkönig: Der Gründer der Solarworld AG legte mit seinem Unternehmen einen steilen Aufstieg hin und stürzte ebenso steil ab.

Foto: dpa

Der Gewinner des Insolvenzverfahrens und des Verkaufs der Bonner Solarworld AG ist vor allem einer: der Firmengründer Frank Asbeck selbst – und das, obwohl sein Konzern pleite ist. Doch er hat es irgendwie geschafft, im Spiel zu bleiben: Er ist einer von mehreren Gesellschaftern der neugegründeten Solarworld Industries GmbH, die den angeschlagenen Konzern übernimmt. Zu den Verlierern gehören vor allem die Aktionäre, die sehr wahrscheinlich komplett leer ausgehen. Ebenfalls mit leeren Händen steht der Großteil der Belegschaft des einstigen Solarpioniers da.

Nur ein kleiner Teil blickt in eine sichere Zukunft: Stimmen die Gläubiger bei der Versammlung am Freitag der geplanten Lösung zu, übernimmt die Solar Industries GmbH 475 Mitarbeiter an den Produktionsstandorten in Sachsen und Thüringen. Für etwa 1200 ist bis Mitte 2018 eine Transfergesellschaft geplant. Am Verwaltungsstandort Bonn wurden bereits die meisten Mitarbeiter freigestellt, 65 sind derzeit noch dabei, alles abzuwickeln.

Fallen auch in Bonn die meisten Arbeitsplätze weg – so ist der aktuelle Stand der Dinge –, dann ist das auch für die Klimastadt eine bittere Pille. Und spätestens an dieser Stelle muss man angesichts der vergangenen Tage die Frage stellen, ob es nicht einen besseren Deal für die Mitarbeiter und die Stadt Bonn gegeben hätte.

Laut Insolvenzverwalter gab es mehrere seriöse Investoren, diese hätten allerdings zu lange gebraucht, um einen Kauf zu prüfen. Aus entsprechenden Kreisen verlauten andere Meinungen. Vor allem die niederländische Firma Prisma Systems war an Solarworld sehr interessiert und hatte angekündigt, alle Arbeitsplätze zu erhalten. Für den Insolvenzverwalter war die Offerte nicht sonderlich attraktiv. Ob das tatsächlich wie angedeutet mit der Verletzung von Formalia im Bieterverfahren zu tun hat, oder Asbeck hier seine Finger im Spiel hat, weil er bei dieser Lösung nicht mehr hätte mitspielen dürfen, ist natürlich reine Spekulation. Doch warum andere Angebote nicht intensiver geprüft wurden, ist abschließend nicht ausreichend geklärt. Und damit bleibt leider der Eindruck, dass möglicherweise eine Chance vertan wurde.

Dass Solarworld überhaupt insolvent ist, ist sicher zum Teil auf strategische Fehler Asbecks zurückzuführen, aber auch auf den wachsenden Druck der Billigkonkurrenz aus China. Ein Umstand, der die Solarbranche in Deutschland innerhalb von sieben Jahren 50 000 Arbeitsplätze gekostet hat – die Hälfte der Jobs, die in den guten Zeiten zuvor entstanden sind. Es haben nur die Unternehmen überlebt, die eine Nische gefunden haben. Asbeck dagegen hielt lange daran fest, die gesamte Wertschöpfungskette der Solarmodule abzudecken. Das war ein Fehler – und nicht sein einziger. Die Frage ist nun, ob er einen Plan hat. Ansonsten könnte seine Freude, weiter dabei zu sein, nur von kurzer Dauer sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort