Bonner Standort ohne Zukunft Asbeck übernimmt Teile seiner insolventen Firma Solarworld

Bonn · Die deutschen Werke des insolventen Bonner Solarkonzerns Solarworld werden von einem neuen Investor übernommen. Es handelt sich um eine Käufergruppe um den Solarworld-Gründer Frank Asbeck.

Eine Käufergruppe um den Bonner Solarworld-Gründer Frank Asbeck hat am Dienstag den Kaufvertrag für Teile des insolventen Konzerns unterschrieben. Wie der Insolvenzverwalter Horst Piepenburg mitteilte, wird Asbeck mit seinen Partnern die Solarmodulfabriken in Thüringen und Sachsen übernehmen. Damit könnten 475 von zuletzt 1850 Arbeitsplätzen gerettet werden. Weitere 1200 Mitarbeiter an den beiden Standorten in Arnstadt und Freiberg werden in eine Transfergesellschaft übernommen. Für die Bonner Unternehmenszentrale gibt es keine Zukunft: Sie befindet sich bereits in Abwicklung.

Käufer ist die Solarworld Industries GmbH, zu deren Gesellschaftern Asbeck gehört. Sie war erst Ende Juli im Handelsregister des Amtsgerichts Bonn eingetragen worden. Ob zu den Gesellschaftern auch die Qatar Foundation gehört, wollte der Sprecher von Piepenburg nicht sagen. Alle weiteren Informationen werde der Insolvenzverwalter der Gläubigerversammlung selbst am Freitag geben, hieß es. Die Qatar Foundation war bisher schon mit 29 Prozent an Solarworld beteiligt.

Die Einigung steht unter dem Vorbehalt, dass die Gläubigerversammlung an diesem Freitag dem Vertragsabschluss zustimmt. Dafür ist am Vormittag ein Termin beim Bonner Amtsgericht angesetzt. Der Insolvenzverwalter muss die Einwilligung der Gläubiger einholen, weil die Übernahme durch einen im Verfahren "besonders Interessierten" wie Asbeck erfolgt. Offenbar will er sich selbst dazu bei dem Termin äußern. Piepenburg sagte: "Sollte die Gläubigerversammlung dem Kaufvertrag zustimmen, dann wird sich der Erwerber sicherlich selbst erklären wollen."

Bonner Mitarbeiter freigestellt

In der Solarworld-Zentrale in Bonn wurden bereits 150 Mitarbeiter unwiderruflich freigestellt. Dort bleibt vorerst nur eine Abwicklungsmannschaft von etwa 65 Beschäftigten. „Angesichts der komplexen Bedingungen der Solarindustrie ist das für die Gläubiger wirtschaftlich vernünftig und für die Standorte und Mitarbeiter die verantwortungsvollste Lösung“, sagte Piepenburg der Deutschen Presse-Agentur.

Dem neuen Eigentümer würden fast alle Anlagen, Vorräte und ausstehende Forderungen übertragen, erklärte der Konzern. Dazu kämen Anteile an den Auslandsgesellschaften des Solarkonzerns mit Ausnahme der US-Gesellschaft. Ein Großteil des Kaufpreises bestehe in der Ablösung der Schulden von Solarworld. Aktionäre der bisherigen Solarworld AG hätten keine Aussicht, an den Verkaufserlösen oder am restlichen Vermögen beteiligt zu werden.

Falls der Verkauf der Werke gelinge, könne die neue Gesellschaft ohne die Schuldenlast des Konzerns deutlich entlastet starten, sagte ein Branchenfachmann. Außerdem falle das existenzgefährdende Risiko einer US-Schadenersatzklage von rund 700 Millionen Euro eines früheren Silizium-Lieferanten gegen Solarworld weg. „Mit dem Neustart hätte der Rest von Solarworld wieder eine Chance, auch wenn die Dumpingpreise am Markt natürlich bleiben“, sagte ein Marktinsider.

(Mit Material von dpa)

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