Demonstration im Ruhrgebiet 7000 Stahlarbeiter protestieren in Bochum

Bochum · Thyssenkrupp-Beschäftigte verlangen in Bochum Standort- und Beschäftigungsgarantien. Die Stimmung ist aufgeheizt.

 Ein Stahlarbeiter am Freitag in Bochum mit dem Konterfei von Thyssenkrupp-Chef Hiesinger.

Ein Stahlarbeiter am Freitag in Bochum mit dem Konterfei von Thyssenkrupp-Chef Hiesinger.

Foto: AFP

Das Management des Essener Industriekonzerns Thyssenkrupp hatte mit seinem Imagefilm für das Joint Venture mit Tata Steel vorgelegt. Die IG Metall zog gestern nach – allerdings in deutlich anderer Ästhetik. Statt opulenter Bilder wie bei den Arbeitgebern setzt sie in ihrem kurzen Film auf dramatische Klaviermusik und Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Stahlarbeiter-Familien, die um den Erhalt ihrer Jobs flehen. Es geht jetzt um Emotionen.

Die Stimmung auf dem Platz vor dem Bochumer Colosseum, wo der Film auf eine riesige Leinwand hinter der Bühne projiziert wird, ist aufgeladen. 7000 Stahlarbeiter sind an diesem Tag hergekommen, um gegen die geplante Fusion der Thyssenkrupp-Stahlsparte mit Tata Steel Europe zu demonstrieren.

Sie werfen dem Management schlechten Stil vor, weil dieses aufwendige Filme zum Deal produzieren lässt, anstatt die Beschäftigten frühzeitig zu informieren. Günter Back, Gesamtbetriebsratschef der Stahlsparte, bringt es auf die Formel, er fühle sich „beschissen, betrogen und trotzdem kämpferisch“.

Beschäftige wollen Ton angeben

Dass sie den Deal noch verhindern können, daran glaubt so gut wie keiner mehr. Aber sie wollen dem Management ihre Bedingungen diktieren, verlangen Standort- und Beschäftigungsgarantien. „Wir wollen – verdammt noch mal – in die Entscheidungsfindung mit einbezogen werden“, ruft etwa Konzernbetriebsratschef Willi Segerath, „bislang heißt unsere Antwort zu der Absichtserklärung ,nein’.“

Von der aufgeheizten Stimmung profitieren will auch so mancher Politiker. Vertreter aller Parteien haben sich unter die Demonstranten gemischt oder stehen wie Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles auf der Bühne. Man merkt ihr den Wahlkampfmodus sofort an. Im roten Hosenanzug tritt die SPD-Politikerin, zugleich IG-Metall-Mitglied, auf und will Hemdsärmlichkeit demonstrieren: „Es geht – verdammte Kacke – um die Zukunft des Stahls“, schreit das Mitglied des Bundeskabinetts heiser in die Menge. Für ihr Versprechen „Ihr könnt fest mit mir rechnen“ erntet sie nur ein müdes „Machen kann sie ja eh nichts“.

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