Knappen werden in Stadt Blankenberg sofort dienstverpflichtet

Eine Zeitreise 800 Jahre rückwärts - Krämer, Gaukler und Ritter geben sich ein Stelldichein in den historischen Mauern

Hennef. "Durch die freiwillige Errichtung des Wegzolls sei Euch hiermit erlaubt, sich frei zu bewegen in den Mauern der Stadt Blankenberg von Stund an bis zum Schließen der Stadttore." Einen Passierschein bekam jeder der vielen hundert Besucher, die sich am Wochenende auf zur Katharinen-Kirmes in Stadt Blankenberg machten.

Und kaum war man durch eines der beiden gut bewachten Stadttore mit ihren dicken Mauern geschritten, tauchte man ein in die Welt des Mittelalters. Gaukler, Ritter, fahrende Händler und natürlich der Marktvogt mit seinem Gefolge, durch einen eigenen Herold angekündigt, prägten an zweieinhalb Tagen das Stadtbild rund um den Marktplatz innerhalb der Mauern der historischen Fachwerkstadt.

Ganz in roten Samt gewandet schritt der Vogt alias Sieghard Hassel einher und kontrollierte, ob denn die Händler auch die rechte Ware feilboten. Und er hatte viel zu tun, denn natürlich oblag es ihm auch, hier und dort eine "Giftprobe zu nehmen", also zu prüfen, ob denn die Schankstätten nicht etwa "Teufelszeug" verkauften. "Man hat wirklich einiges zu tun, wenn man sich so an allen Ständen verköstigen lassen muss", schmunzelte Hassel, der in seinem geschneiderten Gewand, mit Mütze und gezwirbelten Schnurrbart aus einem Geschichtsbuch entsprungen sein könnte.

Nicht weniger detailverliebt gekleidet war seine Gefolgschaft, allen voran die Gattin des Vogtes, Brigitte Eckrich, die in grünem Brokatsamt würdevoll durch den Trubel schritt. Hassel ist Vorsitzender des Siegburger Vereins "Zarorien", der gemeinsam mit den Betreibern der Blankenberger Gaststätte "Haus Sonnenschein" vor fünf Jahren das mittelalterliche Spektakel ins Leben rief.

Seiner Vereinigung gehören rund 30 Aktive an, die sich der Welt von vor 800 Jahren verschrieben haben; aber es waren weit über 100 mittelalterlich "Gewandete", die sich das Vergnügen nicht nehmen ließen, die Besucher mit ihren Kostümen und ihrem Gebahren immer wieder zu verblüffen. Wer wollte, konnte sich im Armbrust-Schießen versuchen und musste aufpassen, nicht gleich als Knappe oder Page in den Dienst eines hohen Herrn gestellt zu werden, wenn er sich denn geschickt anstellte.

"Aber eins muss gesagt sein: Die Knappen wurden nie in den Kampf geschickt, genauso wenig, wie es schicklich war, den Tross eines Ritterheeres anzugreifen. Wer das machte, bekam eine Menge Ärger", wusste der Schmied zu berichten. Ritter, Gefolgsleute und Besucher stand der Sinn aber auch nicht nach Kampf, sondern nach Kurzweil. Dazu trugen unter anderem die Musiker der Gruppe "Schelmish" bei, die die fremd anmutenden Klänge längst vergangener Zeiten auf ihren Instrumenten, Sackpfeifen und Trommeln hervorzauberten.

Dabei war natürlich gerade im Mittelalter der Begriff "zaubern" alles andere als gefahrlos zu verwenden. Diese Erfahrung musste auch eine junge, schöne Maid machen, die der Hexerei angeklagt war. "Hat sie Unrecht getan im Angesicht Gottes?" Diese Frage stellte der Marktvogt, und wäre nicht ein junger Mann bereit gewesen, die angebliche Hexe zu freien - sie wäre auf dem Scheiterhaufen gelandet. So aber konnte der Marktvogt eine Nottrauung vornehmen, und die Frau war gerettet.

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