Insolvenz 150 Solarworld-Mitarbeiter in Bonn müssen gehen

Bonn · In der Solarworld-Zentrale bleiben ab August nur 65 Mitarbeiter übrig. Sie werden den Bonner Teil des Unternehmens in den nächsten Wochen abwickeln müssen.

Was sich abgezeichnet hatte, ist nach der Betriebsversammlung am Donnerstag Gewissheit: Der Standort Bonn der Solarworld AG gehört bald der Geschichte an. 65 Beschäftigte sollen den Betrieb abwickeln. Die weiteren 150 Mitarbeiter wurden zum 31. Juli unwiderruflich freigestellt, sagte Thomas Schulz, Sprecher des Insolvenzverwalters Horst Piepenburg.

"Ein bitterer Tag für uns"

„Das ist ein bitterer Tag für uns“, beschrieb der Betriebsratsvorsitzende Peter Finger die Gemütslage in der Belegschaft. Er habe dort gestanden und gewusst, dass er einige zum letzten Mal sieht, sagte er. Finger arbeitet seit 15 Jahren für Solarworld, nun gehört er zum Abwicklungsteam, dass irgendwann „das Licht ausmacht“. Er rechnet damit, dass dies einige Monate dauern werde; der Insolvenzverwalter will von Monat zu Monat entscheiden, wie viele Beschäftigte noch benötigt werden.

Gut qualifizierte Mitarbeiter

Die Mitarbeiter hätten die Nachricht vom endgültigen Aus des Bonner Standorts mit einer Mischung aus Trauer und Gefasstheit entgegengenommen, sagte Finger. Denn nun sei auch das Bibbern und Bangen vorbei. „Jetzt müssen wir nach vorne blicken. Nun beginnt ein neues Kapitel.“ Das Arbeitsamt war bereits bei der Betriebsversammlung vor Ort, um mit den Betroffenen über neue berufliche Möglichkeiten zu sprechen. Mit einer Transfergesellschaft zumindest noch für das Abwicklungsteam rechnet Finger nicht mehr. Es habe auch geheißen, dass die Mitarbeiter im Durchschnitt so qualifiziert seien, dass sie schnell neue Arbeitgeber finden würden.

Investor will Vertieb selbst übernehmen

Zudem zerstob die Hoffnung, dass der Bonner Standort für einen möglichen Investor den Vertrieb der Solarmodule übernehmen könne. Es hieße, das wolle dieser selbst übernehmen, sagte Finger. Dem Vernehmen nach könnte es sich bei dem Investor, mit dem verhandelt wird, um die „Qatar Foundation“ handeln, die bereits mit 29 Prozent an Solarworld beteiligt war. Schulz wollte das nicht kommentieren. Nur soviel: „Der Insolvenzverwalter verhandelt mit Hochdruck“, sagte er mit Blick auf die Produktionsstandorte in Sachsen und Thüringen.

Asbeck: Es tut mir für jeden einzelnen leid

Der Solarworld-Vorstandsvorsitzende Frank Asbeck verabschiedete sich per Mail von seinen Bonner Mitarbeitern. Wenn „wir in dieser Woche wohl die schwärzesten Tage der Solarworld-Geschichte erleben, liegt das an vielem, aber gewiss nicht an Ihnen“, schrieb er. „Deswegen tut es mir für jeden einzelnen leid, der jetzt im Zuge des Insolvenzverfahrens Solarworld verlassen muss.“ Zugleich gab er sich zuversichtlich, „dass es letztlich eine Lösung für unsere Standorte, die modernsten und effektivsten weltweit, geben wird. Dafür setze ich mich mit aller Kraft ein“.

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