Ideenmarkt der IHK Bonn/Rhein-Sieg „Wir müssen die PS auf die Straße bringen“

Rheinbach · Beim vierten Ideenmarkt der IHK Bonn/Rhein-Sieg standen die innovativsten Start-ups im Mittelpunkt. Wir haben uns unter anderem mit dem Bonner Unternehmer und Investor Frank Thelen über innovative Start-Up-Ideen gesprochen.

Das Thermometer misst 170 Grad. Professor Ralf Pude, Leiter des Fachbereichs für nachwachsende Rohstoffe der Universität Bonn, scheut sich trotzdem nicht davor, seine Hand über die Flamme zu halten, denn zwischen ihm und der sengenden Hitze liegt seine Idee. Die ist etwa zwei Zentimeter dick und besteht aus Pflanzenfasern. Das Material dämmt derart gut, dass nur ein wenig Wärme an der Oberfläche der Dämmplatte zu spüren ist. Vorteil der verwendeten Naturstoffe: Da es sich um sogenannte Großgräser handelt, liefert die Natur den Rohstoff immer wieder nach.

Ideen wie diese sollen unser Leben besser machen. Beim vierten Ideenmarkt der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg standen die innovativsten Start-ups im Mittelpunkt. 15 Gründer und zehn Ideengeber aus Bonn und der Region waren unter 50 Bewerbern im Vorfeld ausgewählt worden, um sich gestern beim Ideenwettbewerb auf dem Campus Rheinbach der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg der Konkurrenz zu stellen.

Die drei besten Gründer wurden für ihren Unternehmergeist belohnt. Den ersten Platz belegte das IT-Start-up Leanix. Auf Platz zwei und drei landeten die Technologie-Start-ups Sidact und WPX. Mit seiner auf Naturfaser basierenden Dämmung konnte Pude den Publikumspreis einheimsen.

Der Schwerpunkt lag bei technologischen Entwicklungen, doch auch zwei junge Modelabels hatten es unter die engere Auswahl geschafft. Der von der IHK ausgerichtete Ideenmarkt solle einen Eindruck von dem vermitteln, was in der Region möglich sei, sagte Hubertus Hille, Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg. „Wir wollen dafür sorgen, dass Gründer und Investoren zusammenfinden.“ Seiner Meinung nach sei eine Kooperation mit einer größeren Stadt wie Köln nicht notwendig. „Wir wollen kein Juniorpartner sein. Wir sind stark genug aufgestellt.“

„Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einer Region hängt wesentlich davon ab, wie viele Start-ups sie hervorbringt“, sagte Hartmut Ihne, Präsident der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg, über die Bedeutung einer ausgeprägten Gründerkultur. Deutschland sei derzeit ein „lahmer Haufen“, was das Gründen angehe. Die bislang fehlende Leidenschaft müsse erst noch geweckt werden. „Deshalb wollen wir in Zukunft noch intensiver auf Studierende mit guten Ideen zugehen.“ Auch die Universität Bonn möchte sich in einer Kooperation daran beteiligen. Rektor Michael Hoch hob hervor, dass die Voraussetzungen in der Bundesstadt durch viele ansässige Institutionen aus Wissenschaft und Wirtschaft gegeben seien. „Wir müssen diese PS jetzt nur noch auf die Straße bringen.“

Eine weitere Start-up-Idee, das es bereits geschafft hat, lässt sich am Stand von World of VR beobachten. Nun liefern Ilmars Abrats und seine Mitstreiter bereits digitale Inhalte für Unternehmen wie die Deutsche Telekom. Ein Blick durch eine 3-D-Brille aus Pappe entführt den Besucher in virtuelle Geschäftsräume. Dort begrüßen ihn in einer Umgebung, die sich per 360-Grad-Rundumblick erkunden lässt, digitale Mitarbeiter. Diese virtuellen Welten kennt man bislang vor allem aus Videospielen. Das Jungunternehmen wolle diese Technologie nun aus der Spielecke herausholen und für Arbeitsbereiche nutzbar machen, sagen die Gründer.

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