Forest Finance Öko-Investmentfirma aus Bonn hat 20.000 Kunden

BONN · Forest-Finance-Gründer Harry Assenmacher aus Bonn bietet seit fast 25 Jahren Wald- und Agroforst-Direktinvestments an. Die Firma mit Sitz in der Bonner Nordstadt hat über zehn Millionen Bäume angepflanzt.

 Forest Finance beschäftigt in den verschiedenen Projektländern überwiegend einheimische Mitarbeiter.

Forest Finance beschäftigt in den verschiedenen Projektländern überwiegend einheimische Mitarbeiter.

Foto: ForestFinance

Alles begann 1995 mit der Aufforstung von drei Hektar Wald in Panama. „Für meine Altersvorsorge“, sagt Harry Assenmacher (63), der beruflich stets ökologisch engagiert war: Als Chefredakteur des Magazins „fairkehr“, Geschäftsführer des Verkehrsclub Deutschland (VCD) und beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND).

Die ungewöhnliche Idee stieß in seinem Umfeld auf so großes Interesse, dass aus dem Freundschaftsdienst ein Investmentgeschäft wurde. „Ich wollte ein Unternehmen mit einer ökologisch-nachhaltigen Ausrichtung gründen“, erklärt Assenmacher, „und dabei die Menschen, die vor Ort an dem Produkt arbeiten, integrieren und fair bezahlen.“

Heute beschäftigt die Forest-Finance-Gruppe, zu der ein Onlineshop mit Produkten aus Ernteerzeugnissen wie Schokolade oder Holzmöbeln gehört, weltweit 145 Mitarbeiter. Die Firma mit Sitz in der Bonner Nordstadt hat über zehn Millionen Bäume angepflanzt und mehr als 8000 Hektar Mischwald in Panama, Kolumbien, Peru und Vietnam aufgeforstet.

Das genossenschaftliche Konzept ist einfach: Investoren erwerben oder pachten ein Grundstück, auf dem ein Landwirtschaftsbaubetrieb Bäume oder Pflanzen anpflanzt, und profitieren vom Erlös der Ernte. „Bei Waldinvestments sind um die fünf Prozent Rendite die realistischste Prognose“, so Assenmacher, „und das trifft auch auf das zu, was wir bisher für alle Kunden, die einen Exit hatten, haben erreichen können.“

Seit 25 Jahren am Markt

Was simpel klingt, wird offenbar dann schwierig, wenn es mit anderen Geldanlagen verglichen werden soll. So kritisierte das Magazin Finanztest in seinem Beitrag „Grüne Gewinne sind ungewiss“ (Heft 01/2018), dass Forest Finance seine Produkte in den Verkaufsprospekten und Vermögensanlagen-Informationsblättern (VIB) nicht nachvollziehbar darstelle. „Das Raster passt für geschlossene Fonds“, entgegnet Assenmacher, „aber nicht für uns.“

Während in den vergangenen sechs Jahren 50 Öko-Investmentfirmen laut einer Erhebung der Verbraucherzentrale Hamburg vom 23. Juli 2018 insolvent gegangen sind, hält Assenmacher sich seit fast 25 Jahren auf dem Markt und setzt auf Transparenz. „Wir lassen uns auditieren und unsere Bilanzen von Dritten zertifizieren.“

Forest Finance belegte im September 2018 Platz vier unter „Deutschlands besten Investment-Gesellschaften“ beim Wirtschaftsmagazin Focus Money und wurde im Oktober 2018 mit dem Deutschen CSR-Preis in der Kategorie „Globale Verantwortung“ unter anderem für seine Transparenz von Anfang bis Ende der Lieferkette ausgezeichnet. Deshalb ist Assenmacher die Kritik von Oro Verde und Global Nature Fund ein Dorn im Auge, die ihm 2013 in einer Fallstudie fehlendes Monitoring sowie mangelnde Zusammenarbeit mit den lokalen Interessengruppen in Vietnam vorwarfen.

„Wir waren bereit, unsere Unterlagen vorzulegen, aber Oro Verde wollte keine Geheimhaltungserklärung unterzeichnen.“ In Vietnam beschäftige man viele einheimische Mitarbeiter, so Assenmacher, und habe in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit ein erfolgreiches Weiterbildungsprogramm für forstwirtschaftliche Fachkräfte entwickelt. „Das wusste der Auditor der Studie, und dennoch hat es keinen Niederschlag im Bericht gefunden.“

Regionen außerhalb von Sturmzonen

Verbraucherschützer sehen Öko-Investments aufgrund des hohen Risikos durch Umwelteinflüsse und politische Veränderungen kritisch. Auch Assenmacher empfiehlt Anlegern zu diversifizieren. „Wer nach Nutzung gesetzlicher Lösungen wie Riester einen Teil seines Investmentvolumens in nachhaltige, soziologische und ökologische Anlagen investieren will, der sollte davon wiederum einen Teil in Waldinvestments stecken.“ Um das Umweltrisiko möglichst niedrig zu halten, wählt Forest Finance Regionen aus, die außerhalb von Sturmzonen liegen. Dass Vietnam 2013 dennoch von zwei Taifunen heimgesucht wurde, war ein unvorhersehbarer Tiefschlag. „Das kann passieren und gehört zu den Risiken, die wir auch benennen“, so Assenmacher.

Egal ob „Baum-Sparvertrag“ oder ein einzelner „GeschenkBaum“: Waldinvestment braucht einen langen Atem. Schließlich dauert es etwa 25 Jahre, bis ein Wald in den Tropen seine Hiebreife erreicht hat. „Früher war es normal, in Generationen zu denken und auch zu arbeiten“, findet Assenmacher, der seit einigen Jahren Ackerbau und Forstwirtschaft kombiniert und sich vom Waldmacher zum Weltbauern entwickelt – angefangen von Edelkakao, der im Schutze tropischer Bäume anwächst, bis hin zu Bio-Oliven und Bio-Datteln in Marokko, die voraussichtlich nach sechs Jahren Ertrag abwerfen.

Assenmachers seinerzeit für 2000 Mark aufgeforsteten drei Hektar Wald gehen in zwei bis drei Jahren in die Endernte. „Das werden dann nicht meine Altersvorsorge, sondern die ersten Ausbildungskosten für meine Enkel sein“, meint der Unternehmer, der 2013 Assistentin Christiane Pindur zur Geschäftsführerin ernannt hat.

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