Siemens-Betriebsrat kündigt "heißen Dezember" in Mülheim an

Mülheim · Der Elektrokonzern will wegen der Probleme in seiner Kraftwerks- und in der Antriebssparte Arbeitsplätze streichen. Am Standort Mülheim sollen demnach 640 Stellen wegfallen. Das ruft Proteste hervor.

 Der Siemens-Schriftzug in Mülheim (Nordrhein-Westfalen).

Der Siemens-Schriftzug in Mülheim (Nordrhein-Westfalen).

Foto: Maja Hitij/Archiv

Nach Bekanntwerden der Abbaupläne für den Siemens-Standort Mülheim hat der Betriebsrat einen "heißen Dezember" angekündigt. "Die Belegschaft empfindet das als Kahlschlag", sagte Betriebsratschef Pietro Bazzoli am Freitag nach einer Belegschaftsversammlung in Mülheim. Während das Unternehmen am Vortag die Streichung von 640 Stellen an dem Ruhrgebietsstandort angekündigt hatte, sollen nach Berechnungen des Betriebsrats tatsächlich 741 Jobs wegfallen. Ein Siemens-Sprecher wollte diese Zahl auf Nachfrage jedoch nicht bestätigen.

Bereits in der kommenden Woche werde eine Delegation aus dem Mülheimer Werk zu einer Betriebsrätevollkonferenz nach Berlin fahren. Für den kommenden Monat seien weitere Proteste geplant, kündigte Bazzoli an. Auch die Betriebsratsvorsitzende des Duisburger Werks, Nadine Florian, kündigte nach einer Belegschaftsversammlung eine Beteiligung an den Protesten an. Obwohl zunächst von dem Unternehmen keine Stellenstreichungen in dem Kompressorenwerk angekündigt worden seien, befürchte der Betriebsrat doch einen Personalabbau, sagte sie.

In Berlin hatten bereits am Freitag Mitarbeiter des Elektrokonzerns gegen den geplanten Stellenabbau protestiert. Nach Angaben der IG-Metall versammelten sich 1300 Beschäftigte auf dem Betriebsgelände, um gegen die Einschnitte zu demonstrieren. Die Gewerkschaft hatte zu der Kundgebung aufgerufen, nachdem Siemens am Donnerstag die Pläne öffentlich gemacht hatte.

In Erfurt haben gut 500 Mitarbeiter des Siemens-Werks nach Auskunft von Arbeitnehmervertretern vorzeitig eine Belegschaftsversammlung verlassen. "Sie sind hochgradig enttäuscht von der angekündigten Planung und können das in keinster Weise nachvollziehen", sagte der dortige Betriesratsvorsitzender Mario In der Au.

Siemens will in den kommenden Jahren weltweit 6900 Stellen abbauen, etwa die Hälfte davon in Deutschland. Siemens reagiert mit seinen Plänen auf die schwache Nachfrage nach Gasturbinen für Kraftwerke und großen Elektromotoren für die Industrie. Zwei Standorte im sächsischen Görlitz und in Leipzig mit zusammen 920 Arbeitsplätzen sollen geschlossen werden.

In Nordrhein-Westfalen ist nach Angaben des Unternehmens ausschließlich der Standort Mülheim an der Ruhr von den Rotstiftplänen betroffen. Siemens beschäftigt in Mülheim derzeit rund 4500 Mitarbeiter, inklusive der Auszubildenden sind es 4700.

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