Landgestüt Warendorf: Ehemaliges Führungstrio vor Gericht

Warendorf · Mit der Zucht von Pferden ist viel Geld zu verdienen. Hatten Landesbedienstete dabei auch den eigenen finanziellen Vorteil im Blick? Diese Frage muss jetzt das Amtsgericht in Warendorf klären.

 Nachbildung der Justitia steht im Raum eines Richters.

Nachbildung der Justitia steht im Raum eines Richters.

Foto: Volker Hartmann/Archiv

Das Landgestüt Warendorf hat in der Pferdezucht weltweit einen Namen - etwa durch Pferde wie Florestan. Der Hengst hatte weltweit 7000 Nachkommen, mehr als 2000 von ihnen waren allein in Deutschland im Pferdesport unterwegs. Das dunkelbraune Pferd wurde 2012 mit 26 Jahren eingeschläfert.

Das Landgestüt gilt als Vorzeigeeinrichtung. Hengst-Samen werden an Kunden in der ganzen Welt verkauft. Bis Februar 2016 standen drei Führungskräfte an der Spitze des Gestüts. Nachdem durchgesickert war, dass die Staatsanwaltschaft Münster gegen die ehemalige Leiterin, ihren Stellvertreter und den ersten Hauptberittmeister ermittelt, zog das zuständige Landwirtschaftsministerium personelle Konsequenzen: Die drei Führungskräfte wurden vor zwei Jahren ihrer Aufgaben entbunden.

Ab Montag (22. Januar) muss sich das ehemalige Führungs-Trio vor dem Amtsgericht in Warendorf verantworten. Die Staatsanwaltschaft Münster hatte im September die Ermittlungen abgeschlossen und die drei Pferde-Experten angeklagt. Sie wirft der ehemaligen Leiterin und dem früheren ersten Hauptberittmeister gemeinschaftliche Vorteilsannahme in vier Fällen vor, dem damaligen stellvertretenden Gestütsleiter Vorteilsannahme in drei Fällen und Untreue.

Die Führungskräfte des Gestüts sollen laut Anklage 2013 und 2014 mit ihren Ehepartnern zu einem Turnier in Katar gereist sein. Die Kosten in Höhe von 49 000 Euro soll eine katarische Reitsporteinrichtung übernommen haben, zu der das Gestüt eine geschäftliche Beziehung unterhielt. Flüge in der Business-Class und die Unterbringung in teuren Hotels soll der Gastgeber übernommen haben. Das zuständige NRW-Landwirtschaftsministerium hat laut Staatsanwaltschaft von den Reisen nichts gewusst.

Der Hauptberittmeister, der für die Ausbildung von Pferden zuständig ist, soll Einladungen zu lukrativen Reitturnieren angenommen und die Preisgelder von über 5000 Euro eingestrichen haben - obwohl das Geld dem Land Nordrhein-Westfalen zustand. Abgesegnet hatte das laut Anklage der stellvertretende Gestütsleiter.

Zudem sollen die Angeklagten im August 2013 ohne Wissen des Ministeriums eine Gesellschaft gegründet haben, um an der Geschäftsbeziehung zwischen dem Landgestüt und der Reitsporteinrichtung in Katar auch privat zu verdienen. Als weitere Vorwürfe stehen laut Anklage auch Betrug und Untreue im Raum. Detlev Ströcker, Anwalt der ehemaligen Leiterin, erwartet bei dem Prozess am Amtsgericht für seine Mandantin einen Freispruch.

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