Windpark-Entwickler im Visier der Staatsanwaltschaft

Wolfschlugen · Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt gegen den Windpark-Entwickler Windreich.

 Offshore-Windpark in der Nordsee. Gegen die Windreich AG wird ermittelt. Foto: Teresa Dapp

Offshore-Windpark in der Nordsee. Gegen die Windreich AG wird ermittelt. Foto: Teresa Dapp

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Die Anklagebehörde teilte am Mittwoch mit, sie verdächtige "fünf teils ehemalige, teils amtierende Vorstandsmitglieder einer aktiennotierten Firma, die mit regenerativen Energien arbeitet", unter anderem der Bilanzmanipulation. Beamte des Landeskriminalamts hatten am Dienstag die Hauptverwaltung des Unternehmens in Wolfschlugen sowie vier Privatwohnungen durchsucht und Unterlagen beschlagnahmt.

Sowohl der Vorstandsvorsitzende Willi Balz als auch der ehemalige baden-württembergische Wirtschaftsminister Walter Döring bestätigten der dpa, dass sich die Vorwürfe auch gegen sie richten. Döring saß bis Sommer 2012 im Vorstand der Firma. Die "Bild"-Zeitung und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Mittwoch) hatten zuvor berichtet.

In den Jahren 2010 und 2011 seien Forderungen und Umsätze in Millionenhöhe ausgewiesen worden, die nicht vollständig durch reale Geschäfte gedeckt waren, hieß es bei der Staatsanwaltschaft. Neben der Bilanzmanipulation verdächtigt sie die Manager des Kapitalanlagebetrugs, der Marktpreismanipulation und des Kreditbetrugs. Windreich hat zwei Anleihen im Volumen von insgesamt 125 Millionen Euro an der Stuttgarter Börse ausgegeben. Am Montag waren sie Anleihen vom Handel ausgesetzt.

Die Firma hatte die Anfang März fälligen Zinsen für die Papiere erst mit zwei Tagen Verzögerung ausgezahlt, da die Mittel anderweitig disponiert werden mussten, wie Balz in einem Brief an die Anleihezeichner erklärte. Die Firma Creditreform hatte das Rating ausgesetzt, danach habe es Informationsbedarf an Banken gegeben. Balz wollte sich am Mittwoch nicht näher zu den Vorgängen äußern.

Das Geschäft des Windpark-Planers birgt finanzielle Risiken. Windreich produziert jahrelang Anlagen vor, bis Windräder im Meer aufgestellt und an Energieversorger verkauft werden. Im Jahr 2011 beliefen sich die Schulden der Firma auf 434 Millionen Euro bei einem Umsatz von 121 Millionen Euro. Ein 2012 zunächst geplanter Börsengang wurde verschoben. Im vergangenen Jahr war die Windreich AG in Probleme geraten. Ein schottischer Investor half Balz mit Krediten und kaufte ihm ein Windpark-Projekt ab

Windreich ist eigenen Angaben zufolge der größte deutsche Planer von Windparks in der Nordsee. Drei Parks sind im Bau oder in der Planung. Sechs weitere Offshore-Parks von Windreich sind im Genehmigungsverfahren. Hinzu kommen mehrere Windparks an Land. Bislang produziert noch keine der Offshore-Anlagen Strom. Der erste Park sei in zwei Monaten soweit, sagte Balz.

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