Verbraucherstimmung so gut wie seit acht Jahren nicht mehr

Nürnberg · Sparen lohnt nicht, also wird mehr ausgegeben: Die Stimmung der deutschen Verbraucher ist vor dem Start ins neue Jahr so gut wie lange nicht mehr.

 Seit Oktober hat sich das Konsumklima kontinuierlich verbessert. Foto: Thomas Niedermüller

Seit Oktober hat sich das Konsumklima kontinuierlich verbessert. Foto: Thomas Niedermüller

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Die Bürger erwarteten, dass die Wirtschaft bald wieder anziehe, erläuterte das Marktforschungsinstitut GfK am Freitag in Nürnberg. Auch seien sie bereit, mehr Geld für größere Anschaffungen auszugeben.

Gestützt wird dies durch eine rapide abnehmende Sparneigung und die niedrige Inflation. Der Konsumklimaindex stieg trotz eines kleinen Dämpfers bei der Einkommenserwartung von 8,7 Punkten für Dezember auf 9,0 Zähler für Januar. Besser war die Verbraucherstimmung zuletzt vor acht Jahren.

Mitten im Weihnachtsgeschäft nahm auch die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen zu. Ein Hauptgrund dafür sind die einbrechenden Energiepreise. "Was ich einspare an Heizöl und Benzin, steht mir an anderer Stelle für Ausgaben zur Verfügung", erläuterte GfK-Experte Rolf Bürkl der Deutschen Presse-Agentur. Zumal auch die Sparneigung aufgrund der aktuellen Konditionen der Banken auf ein historisch niedriges Level fiel. "Sparen ist derzeit nicht attraktiv", betonte Bürkl mit Blick auf die extrem niedrigen Zinsen.

"Dazu kamen sicher auch die Meldungen über Strafzinsen, die im November die Runde machten", ergänzte Bürkl. "Das betrifft zwar bislang nur einige größere private Guthaben und Geschäftsguthaben, aber offenbar sind auch viele "normale" Sparer verunsichert und fürchten, dass ähnliche Strafzinsen sie einmal treffen werden und ihnen somit etwas von ihrem Geld genommen wird." In der Folge suchten nicht wenige Verbraucher alternative Anlagen in Sachvermögen.

Auch die niedrige Inflation unterstützt derzeit den Konsum: Wenn die Verbraucherpreise kaum zulegen, verringert sich auch die Kaufkraft nur wenig. Bei gleichzeitig steigenden Löhnen bleibt letztlich sogar mehr im Portemonnaie übrig.

Dennoch gingen im Dezember die Einkommenserwartungen auf überaus hohem Niveau etwas zurück, ohne dass die Spezialisten eindeutige Gründe dafür ausmachen konnten. Denn die Rahmenbedingungen wie der stabile Arbeitsmarkt und die Rekordbeschäftigung sind für die Verbraucher nach wie vor sehr günstig.

In den vergangenen Monaten befanden sich die Konjunkturerwartungen auf Talfahrt, zum Jahresende legten sie nun wieder deutlich zu. Zwar sei die Verunsicherung angesichts der vielen internationalen Krisenherde noch nicht verschwunden, schilderte die GfK. "Doch die Verbraucher rechnen damit, dass sich die Konjunktur relativ schnell erholt und bereits im Frühjahr wieder wachsen wird." Dabei spiele auch eine Rolle, dass die Medien derzeit nicht mehr im gleichen Maße wie vorher über die Sorgen schürenden Themen berichteten.

Für 2015 erwarten die GfK-Experten erneut eine stabile Entwicklung bei den Ausgaben der Bevölkerung. "Der private Konsum wird auch im kommenden Jahr eine wichtige Rolle für den prognostizierten Aufschwung der deutschen Wirtschaft spielen." Für 2014 nahmen die Forscher ihre Prognose inzwischen allerdings etwas zurück: "1,2 bis 1,25 Prozent erscheinen realistisch", sagte Bürkl. Ursprünglich waren er und seine Kollegen von 1,5 Prozent ausgegangen.

Eine gute Entwicklung im kommenden Jahr sei allerdings kein Selbstläufer, betonte Bürkl. "Dafür muss sich die geopolitische Lage weiter beruhigen." Wenn sich hingegen etwa die Ebola-Epidemie ausbreite oder die Lage in den Krisengebieten weiter zuspitze, werde dies die Verbraucher verunsichern - und in der Folge zur Zurückhaltung beim Konsum veranlassen.

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