Titanic-Vergleich sorgt für Zündstoff im BayernLB-Prozess

München · Die BayernLB ist nach Angaben eines ehemaligen Mitarbeiters auf die Milliardenkatastrophe mit der Hypo Alpe Adria zugesteuert wie die Titanic auf den Eisberg.

 Einem Prozesszeuge zufolge waren die Probleme der HGAA bereits vor dem Kauf durch die Bayern LB 2007 klar ersichtlich. Foto: Angelika Warmutha

Einem Prozesszeuge zufolge waren die Probleme der HGAA bereits vor dem Kauf durch die Bayern LB 2007 klar ersichtlich. Foto: Angelika Warmutha

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Die Probleme der österreichischen Bank seien bereits vor dem Kauf im Jahr 2007 klar ersichtlich gewesen, sagte der Diplom-Kaufmann am Montag als Zeuge im Münchner Strafprozess gegen die ehemaligen Vorstände der Landesbank. "Ich hab' selten so ein schlechtes Unternehmen gesehen." Für ihn kamen die verheerenden Konsequenzen aus der Übernahme daher nach eigenen Angaben nicht überraschend.

Mit seiner Aussage spielte der 51-Jährige der Staatsanwaltschaft in die Hände, die Ex-Vorständen vorwirft, die HGAA nach dem Motto "Augen zu und durch" gekauft und den Steuerzahlern in Bayern damit einen Milliardenverlust eingebrockt zu haben.

Seit knapp einem halben Jahr stehen die Vorstände um Ex-Bankchef Werner Schmidt wegen Untreue vor Gericht. Alle sechs haben die Vorwürfe bestritten und erklärt, sie hätten vor allem Chancen für das Wachstum der Landesbank in Osteuropa gesehen. Nach Milliardenverlusten und der Rückgabe an Österreich soll die HGAA dort abgewickelt werden.

Der Zeuge arbeitete früher im Vorstandssekretariat der Bayerischen Landesbank und hatte die Aufgabe, vor dem Kauf eine erste Einschätzung der Hypo Alpe Adria abzugeben. Dabei sollte er aber keinen Kontakt zu der österreichischen Bank aufnehmen, da die Übernahmepläne noch in einem frühen Stadium waren.

Seine Informationen über die HGAA gewann er deshalb aus allgemeinen Quellen im Internet. "Man fängt mit Google an und gräbt sich dann rein." Bei den Recherchen stieß er unter anderem auf einen öffentlich bekannten Bilanzskandal der HGAA und gewann den Eindruck, dass die Bank kaum finanzielle Reserven hatte. "Wie eine ausgequetschte Zitrone" kam ihm die HGAA vor. "Hochriskant", lautete sein Fazit.

Trotzdem trug er seine Bedenken nicht dem Vorstand vor, sondern gab seinen schriftlichen Bericht nur an seinen Vorgesetzten - ohne zu verfolgen, was daraus wurde. "Der Punkt ist ja der, dass man als Mitarbeiter völlig machtlos ist." Der Vorsitzende Richter Joachim Eckert zeigte Unverständnis dafür.

"Da ist man stinksauer, dass "die da oben" eine Bank kaufen wollen und sagt nichts?" Der Richter hatte von Anfang an klargestellt, dass er kein strafbares Handeln der Vorstände bei der Übernahme sieht und wollte sie deshalb ursprünglich wegen dieses Vorwurfs auch gar nicht vor Gericht bringen. Auf Anordnung des Oberlandesgerichts kam es dann aber doch zum Prozess.

Ein Anwalt warf dem Zeugen Widersprüche vor. Falls er die HGAA wirklich als bedrohlich für die BayernLB gesehen habe, hätte er Alarm schlagen müssen. "Egal ob Erster Offizier oder Leichtmatrose: Da heißt es: Hingehen zum Kapitän und sagen: "Da ist ein Eisberg"."

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