Bonner Landgericht Teldafax-Strafprozess wird neu aufgerollt

Bonn · Das Verfahren gegen drei ehemalige Top-Manager des insolventen Billigstromanbieters Teldafax muss neu aufgerollt werden.

Die Richter der zuständigen Wirtschaftsstrafkammer 7a am Bonner Landgericht gaben am Freitag den Besetzungsrügen der Verteidiger statt und setzten das Verfahren aus. Die Strafkammer gehe davon aus, dass auf der Grundlage aktueller Rechtsprechung die Voraussetzungen für ihre Einrichtung als Hilfsstrafkammer im Sommer 2013 nicht vorgelegen hätten, hieß es zur Begründung.

Bei einer Fortsetzung der Hauptverhandlung habe das Gericht befürchten müssen, dass ihr etwaiges späteres Urteil durch den Bundesgerichtshof in der Revisionsinstanz aufgehoben würde. Das Präsidium des Landgerichts Bonn werde nun zeitnah darüber beraten, auf welche Weise ein möglichst baldiger Neubeginn der Verhandlung sichergestellt werden kann, hieß es.

Zum Prozessauftakt Mitte Februar hatten zwei der drei Verteidiger die Besetzung der Kammer moniert, die wegen Überlastung als Hilfskammer eingesetzt worden war. Darin sehen die Verteidiger einen Verstoß gegen das Gerichtsverfassungsgesetz.

Vor gut einem Jahr hatte die Bonner Staatsanwaltschaft Anklage gegen die ehemaligen Vorstände und Verantwortlichen von Teldafax, Klaus Bath, Michael Josten und Gernot Koch, erhoben. Ihnen werden Insolvenzverschleppung, gewerbsmäßiger Betrug und Bankrotthandlungen vorgeworfen. Zu den Tatvorwürfen äußerten sich die Beschuldigten bislang nicht.

Der Zusammenbruch des Energiedienstleisters im Jahr 2011 gilt als eine der größten Unternehmenspleiten in Deutschland. Nach Einschätzung des Insolvenzverwalters wurden mehr als eine halbe Million Kunden geschädigt. Das Insolvenzverfahren kann sich noch mehrere Jahre hinziehen. Ob die Geschädigten ihr Geld oder Teile ihres Geldes jemals wiedersehen werden, gilt als ungewiss.

Hintergrund der Teldafax-Pleite ist ein riskantes Geschäftsmodell: Über Jahre hatte das Unternehmen Kunden mit Niedrigstpreisen geködert. Die günstigen Tarife wurden mit den Vorauszahlungen einer immer größeren Zahl von Neukunden finanziert.

Verluste wurden bewusst in Kauf genommen, Strom wurde unterhalb der Einkaufspreise verkauft. Das Unternehmen war nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft schon 2009 insolvenzreif.

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