Stiftung Warentest: Konto-Überziehen noch immer zu teuer

Berlin · Viele Banken verlangen von ihren Kunden laut Stiftung Warentest noch immer zu hohe Zinsen fürs Konto-Überziehen. Wer ins Minus rutscht, muss im Extremfall Dispozinsen von bis zu 14,25 Prozent zahlen, ergab ein am Dienstag veröffentlichter Vergleich für die Zeitschrift "Finanztest".

 Dispositionskredit auf einem Kontoauszug. Foto: Jens Kalaene

Dispositionskredit auf einem Kontoauszug. Foto: Jens Kalaene

Foto: DPA

Nach Ansicht der Tester müsste ein fairer Dispozins deutlich unter zehn Prozent liegen, denn die Banken selbst können sich Geld zu historisch niedrigen Konditionen leihen. Das sei zu kurz gedacht, bemängelte jedoch die Deutsche Kreditwirtschaft.

Viele Banken refinanzierten sich in erster Linie über das Kundengeschäft und nicht über die Europäische Zentralbank (EZB), bei der sie billig Geld leihen können. Zudem gebe es neben dem allgemeinen Zinsniveau weitere Kostenfaktoren. Die Überwachung eines Dispokredits sei aufwendiger als bei anderen Kreditarten. Weil niemand wisse, wann und in welcher Höhe er in Anspruch genommen werde, müsse Geld vorgehalten werden.

Die Stiftung Warentest hatte die Konditionen von 1504 Banken verglichen und war auf große Unterschiede gestoßen. Der günstigste Anbieter verlangte für den Dispo 4,9 Prozent. Im Schnitt zahlten Kunden zum Stichtag 1. August 10,65 Prozent. Dieser Durchschnitt weiche allerdings deutlich von dem Wert ab, den die Bundesbank mit 9,21 Prozent veröffentlicht habe, gaben die Banken zu bedenken.

Im Vorjahr hatten die Finanztester noch Durchschnittswerte von 11,31 Prozent ermittelt. Bei 250 Banken sei das Konto-Überziehen seitdem um mindestens einen Prozentpunkt günstiger geworden, sagte Stiftungsvorstand Hubertus Primus. Bewegt haben sich vor allem Institute, die zuvor kräftig zugriffen: Von den 100 Banken, die damals Dispozinsen von 13 Prozent und mehr verlangten, blieben nur 35 übrig. Untereinander liehen sich Banken zum Stichtag das Geld für 0,21 Prozent.

Nach der jüngsten Senkung des EZB-Leitzinses auf das Rekordtief von 0,05 Prozent hatten noch einmal mehrere Banken angekündigt, die Dispozinsen zu senken - allerdings nur geringfügig auf immer noch zweistellige Werte.

"Viele Banken nehmen weiterhin unangemessen hohe Dispo-Zinsen und sind auch nicht transparent", kritisierte Verbraucherschutzminister Heiko Maas (SPD). Kunden, die lange im Dispo steckten, müssten verpflichtend zu Alternativen beraten werden, forderte er.

"Es tut sich nicht besonders viel", sagte auch Primus. Zu viele Banken nutzten den Dispozins weiterhin, "um ihre Kunden zu schröpfen". Jeder Prozentpunkt mehr spüle den Instituten knapp 380 Millionen Euro in die Kassen.

Eine unter anderem von den Verbraucherzentralen, aber auch Grünen und Linken im Bundestag geforderte gesetzliche Deckelung der Dispozinsen sehen die Tester trotzdem kritisch. "Gerade Banken mit hohen Dispozinsen fahren bereits Ausweichmanöver", sagte Primus. Der Dispozins werde gesenkt, gleichzeitig aber die Kontoführungsgebühr erhöht. Günstige Dispo-Konditionen gebe es hier nur für teure Konten. Das verzerre auch den im Test ermittelten Durchschnittswert nach unten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort