Euroschwäche hilft Siemens

München · Der Elektrokonzern Siemens bekommt das schwächere Marktumfeld zu spüren und kämpft mit anhaltenden Problemen in der Stromerzeugungssparte. Im dritten Geschäftsquartal schnitt Siemens beim Gewinn auch wegen der Kosten für den Personalabbau schlechter ab als im Vorjahreszeitraum.

 Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser. Foto: Rainer Jensen/Archiv

Siemens-Vorstandschef Joe Kaeser. Foto: Rainer Jensen/Archiv

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Die Neuausrichtung des Unternehmens gehe weiter voran, sagte Konzernchef Joe Kaeser. "Wir wissen aber, dass noch sehr viel zu tun ist. Die kurzfristigen Marktbedingungen sind dabei nicht sehr hilfreich", erklärte er in einer Telefon-Konferenz.

Sorgen bereitet dem Siemens-Chef die Wachstumsschwäche in China. Der erwartete Schlussspurt im vierten Quartal sei für den Konzern aber bereits sichtbar.

Am Vortag hatte es einen Bericht über angebliche Gespräche zwischen Siemens und dem kanadischen Verkehrstechnikhersteller Bombardier über ein Zug-Bündnis gegeben, den Bombardier aber dementierte. Auch Kaeser ließ durchblicken, dass es keine Gespräche gab. Siemens als integriertes Mobilitätsunternehmen sei sehr gut aufgestellt und beobachte die Bewegungen in der Branche genau. "Wir gehen hier mit einem gewissen Selbstbewusstsein an eine potenzielle Industrie-Konsolidierung heran."

Zwischen April und Juni legte der Umsatz des Konzerns im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um acht Prozent auf 18,8 Milliarden Euro zu, und der Auftragseingang stieg um vier Prozent auf 19,9 Milliarden Euro. Bereinigt um Währungseffekte ergab sich dagegen ein Minus von 3 Prozent beim Umsatz und fünf Prozent beim Bestelleingang.

Unter dem Strich sank der Gewinn wegen der Umbaukosten und der Probleme im Stromerzeugungsgeschäft um zwei Prozent auf knapp 1,4 Milliarden Euro. Im Schlussquartal könnten noch einmal bis zu 400 Millionen Euro an Kosten für den Personalabbau anfallen, sagte Finanzvorstand Ralf Thomas - 274 Millionen Euro waren es im dritten Quartal.

Kaeser, der seit zwei Jahren an der Siemens-Spitze steht, hatte dem Konzern eine neue Struktur verpasst: So wurde die Einteilung des Geschäfts in Sektoren aufgehoben und die Zahl der Divisionen reduziert. Der Umbau kostet tausende Jobs. Zusammen mit geplanten Stellenstreichungen in der Stromerzeugungssparte (Power and Gas), über die noch mit Arbeitnehmervertretern verhandelt wird, plant Siemens den Abbau von mehr als 13 000 Jobs.

Im dritten Geschäftsquartal stand die Sparte Power and Gas, die mit der Flaute im Geschäft für große Gasturbinen kämpft, weiter unter Druck: So brach der Auftragseingang bereinigt um Währungseffekte um gut ein Fünftel ein. "Das Umfeld bleibt herausfordernd angesichts weltweiter Überkapazitäten und aggressiven Verhaltens der Wettbewerber", sagte Kaeser.

Auch im Windkraftgeschäft lag Siemens bei den Bestellungen weit hinter dem Vorjahreszeitraum zurück, der allerdings einen Großauftrag enthalten hatte. Im vierten Quartal könnte sich der Auftragseingang hier wieder auf fast zwei Milliarden Euro summieren, sagte Kaeser.

Eine Nachfrageschwäche macht zudem der Sparte Prozess-Industrie und Antriebe zu schaffen. Richten solle es ab 1. Oktober ein neuer Chef: Der 54-jährige Jürgen Brandes tritt die Nachfolge von Peter Herweck (48) an.

Den Ausblick für das laufende Geschäftsjahr (30. September) bekräftigte Kaeser. Der Gewinn soll demnach um mindestens 15 Prozent steigen. Im industriellen Geschäft geht Siemens weiterhin von einer Ergebnismarge von 10 bis 11 Prozent aus.

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