Gesetzesvorlage Schweiz soll Gold horten

FRANKFURT · Eine Schweizer Initiative will Gold zu neuem Glanz verhelfen. Am Sonntag sollen die Eidgenossen über eine Gesetzesvorlage aus dem Umfeld der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) abstimmen.

 Billiger geworden ist Gold in den vergangenen Monaten.

Billiger geworden ist Gold in den vergangenen Monaten.

Foto: dpa

Ziel der Initiative ist, durch eine erhöhte Goldreserve der Notenbank das heimische Währungssystem zu stützen. Die Vorlage sieht vor, dass alle Goldreserven in der Schweiz gelagert werden, die Schweizer Nationalbank (SNB) soll mindestens 20 Prozent ihres Vermögens in Goldbeständen vorhalten und drittens: das Gold darf nicht verkauft werden.

Die Notenbank, eigentlich zur Neutralität verpflichtet, läuft gegen das Begehren Sturm. "Die Initiative würde es uns erheblich erschweren, in einer Krisenlage resolut einzugreifen und unseren Stabilitätsauftrag zu erfüllen", warnt SNB-Präsident Thomas Jordan.

Setzen sich die Befürworter durch, müssten die Währungshüter künftig von jedem Euro, den sie am Devisenmarkt kaufen, um den Franken zu schwächen, ein Fünftel in dem Edelmetall anlegen. Da zudem verboten werden soll, Gold zu verkaufen, hätte die SNB Schwierigkeiten, in wirtschaftlich ruhigeren Zeiten ihre Bilanz wieder zu verkürzen, um Inflation zu bekämpfen.

Auch Ökonomen warnen davor, der Notenbank Fesseln anzulegen. Für die Stabilität des Frankens sei die Glaubwürdigkeit der SNB entscheidend und nicht, wie sie ihr Vermögen anlege, erklärten Experten der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich. Derzeit hat die Nationalbank 1040 Tonnen Gold , was gut sieben Prozent der Bilanzsumme entspricht.

Der größte Teil der mehr als 500 Milliarden Franken schweren Bilanz besteht aus Devisenreserven, die überwiegend in Euro- und Dollar-Anleihen angelegt sind. Sollte die Gold-Initiative angenommen werden, müsste die Nationalbank Jordan zufolge für rund 70 Milliarden Franken Edelmetall kaufen.

Umstritten ist unter den Experten, wie sich ein "Ja" der Schweizer zu der Initiative auf den Goldpreis auswirken würde. Zum einen hätte die Notenbank fünf Jahre Zeit, ihre Bestände zu vergrößern, sodass sich dies vermutlich nicht stark auf den Preis auswirken würde. Zum anderen aber könnte die Forderung, das Gold nicht verkaufen zu dürfen, nach Ansicht einiger Ökonomen dazu führen, dass die Bestände abgeschrieben werden müssten, weil unverkäufliches Gold keinen Wert mehr hätte.

Eine Wiedereinrichtung eines internationalen Goldstandards, wie er das Währungssystem von 1870 bis 1971 prägte, erscheint ohnehin undenkbar. Vor allem die Edelmetall-Reserven der asiatischen Länder sind oft gering im Verhältnis zu ihrer Wirtschaftsleistung. Am meisten Gold hält die amerikanische Federal Reserve.

Sie war 1971 die letzte Notenbank, die sich von der Goldbindung ihrer Währung verabschiedete. Heute weisen die USA 8134 Tonnen Gold aus, die zum Großteil in den Kellern der New Yorker Fed liegen. Die Deutsche Bundesbank hortet 3391 Tonnen und ist damit die Nummer zwei.

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