Russland führt Abwrackprämie wieder ein

Moskau · Nach einem Absatzeinbruch auf dem russischen Automarkt setzt die Regierung in Moskau erneut auf die Abwrackprämie nach deutschem Vorbild.

 Ein neues Modell vom russischen Autohersteller Lada auf der Moskauer Automesse 2014. Foto: Sergei Chirikov

Ein neues Modell vom russischen Autohersteller Lada auf der Moskauer Automesse 2014. Foto: Sergei Chirikov

Foto: DPA

Für die Verschrottung alter Fahrzeuge beim Kauf eines in Russland produzierten Neuwagens stelle die Regierung von September bis Ende 2014 zehn Milliarden Rubel (etwa 207 Millionen Euro) bereit, sagte Industrieminister Denis Manturow am Donnerstag in Moskau. 40 000 Rubel (etwa 825 Euro) gibt es für den Austausch eines Kleinwagens, bis zu 350 000 Rubel (rund 7200 Euro) für Transportfahrzeuge.

Kay Lindemann vom Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) kritisierte die Abwrackprämie auf der Moskauer Messe Interauto als Protektionismus. Die deutsche Automobilindustrie wünsche sich in Russland einen verlässlichen Partner, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

2012 exportierten deutsche Konzerne nach Angaben des VDA mehr als 156 000 Autos nach Russland, 2013 waren es etwa 132 000. Zugleich haben deutsche Hersteller auch eigene Werke in Russland. 2013 wurden 183 000 Fahrzeuge deutscher Marken direkt in Russland produziert.

Der Gesamtabsatz von Neuwagen in Russland sank dem VDA zufolge zwischen Januar und Juli um zehn Prozent auf 1,41 Millionen Kleinfahrzeuge. Mit minus 23 Prozent war der Einbruch im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat besonders groß. Die Probleme spüren auch die deutschen Autohersteller. Zwischen Januar und Juli ging der Absatz deutscher Neuwagen in Russland nach Informationen des VDA um 14 Prozent zurück, der Marktanteil liegt aber weiter bei 20 Prozent.

Allgemein hätten sich die Hoffnungen der deutschen Hersteller nicht erfüllt, sagte Lindemann. "Russland ruft sein Potenzial nicht ab", betonte er. Strukturelle Probleme wie der schwache Rubel und ein rückläufiger Binnenkonsum würden nun durch politische Risiken verstärkt. EU und USA haben Russland wegen seiner Haltung im Ukraine-Konflikt mit Sanktionen belegt, Politiker in Moskau fordern nun Strafmaßnahmen gegen die westliche Autoindustrie.

Damit rechnet Lindemann aber nicht. "Der Schaden für beide Seiten wäre zu groß", sagte er. Trotz der schwierigen Lage sei die starke Präsenz der deutschen Autokonzerne und Zulieferer bei der Interauto ein Signal der Hoffnung in den russischen Markt.

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