Rückschlag für Ex-Porsche-Chef: Wiedeking muss doch vor Gericht

Stuttgart · Um Haaresbreite wäre er einem Prozess entgangen: Der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking muss sich nun doch wegen des Verdachts der Marktmanipulation vor Gericht verantworten.

 Wendelin Wiedeking im Sommer 2009 im Porsche-Werk Zuffenhausen. Foto: Marijan Murat

Wendelin Wiedeking im Sommer 2009 im Porsche-Werk Zuffenhausen. Foto: Marijan Murat

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Das teilte das Stuttgarter Oberlandesgericht (OLG) mit. Dort hatte die Staatsanwaltschaft Beschwerde gegen die Entscheidung des Landgerichts eingelegt, die Eröffnung eines Hauptverfahrens abzuweisen. Das OLG gab der Anklagebehörde nun Recht - und eröffnete das Hauptverfahren vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Stuttgart.

Das Oberlandesgericht hält eine Verurteilung demnach zumindest nicht für unwahrscheinlich. Im Rahmen einer Hauptverhandlung könnten zudem wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden, die aus den schriftlichen Unterlagen nicht hervorgehen.

Mit Wiedeking sitzt dann auch der damalige Finanzvorstand Holger Härter auf der Anklagebank. Die Staatsanwaltschaft hatte Anklage wegen Marktmanipulation gegen die Manager erhoben, weil sie den Finanzmarkt aus Sicht der Behörde zwischen 2007 und 2009 nicht ausreichend über Porsches VW-Einstieg informiert haben.

Die Manager ließen über ihre Anwälte mitteilen, sie seien "zuversichtlich, dass sich die Vorwürfe in der Hauptverhandlung als ausnahmslos unberechtigt erweisen werden". Bei einer Verurteilung drohen eine Geldstrafe oder sogar bis zu fünf Jahre Haft.

Die Ankläger sehen es so: Während die Porsche-Chefs zwischen Frühling und Herbst 2008 mehrfach gegenüber der Finanzwelt dementierten, bei VW nach der Macht greifen und beim Anteil die 75-Prozent-Schwelle erreichen zu wollen, hätten sie heimlich genau diesen Plan vorangetrieben. Ihre Angaben seien alle zutreffend gewesen, betonten Wiedeking und Härter am Dienstag in einer Mitteilung.

Die Porsche SE bezeichnete die Vorwürfe gehen die früheren Vorstände ebenfalls als nicht berechtigt. Man begrüße die gerichtliche Aufarbeitung aber - so könnten die Vorwürfe ausgeräumt werden. Die Porsche SE hat wegen der letztlich gescheiterten Übernahme zahlreiche Klagen am Hals, weil Anleger damals viel Geld verloren haben und sich rückblickend fehlinformiert fühlen.

Die Manager Wiedeking und Härter standen jahrelang im Fokus der Ermittler - vom Bündel der anfänglichen Anschuldigungen ist allerdings nicht mehr viel übrig. So hatte es zunächst sogar Vorwürfe wegen zweierlei Straftatbestände möglicher Marktmanipulation gegeben. Auch den Vorwurf der Untreue ließ die Staatsanwaltschaft fallen. Die Behörde ermittelt inzwischen auch gegen den gesamten früheren Aufsichtsrat der Porsche SE wegen Beihilfe zur Marktmanipulation.

Wiedeking und Härter steht noch eine Wartezeit bevor: Nach Angaben des Landgerichts wird es wohl 2014 nicht mehr zum Prozessauftakt kommen. Das ist demnach voraussichtlich erst im Laufe des kommenden Jahres der Fall.

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