Ringen um Karstadts Zukunft

Essen · Die rund 17 000 Karstadt-Mitarbeiter müssen sich auf massive Einschnitte gefasst machen. Das Unternehmen habe bei dem angestrebten Personalabbau einen Anteil von 20 Prozent genannt.

 Dunkle Wolken ziehenüber die Firmenzentrale von Karstadt in Essen hinweg. Foto: Roland Weihrauch

Dunkle Wolken ziehenüber die Firmenzentrale von Karstadt in Essen hinweg. Foto: Roland Weihrauch

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Das sagte Karstadt-Gesamtbetriebsratschef Hellmut Patzelt am Montag: "Das ist die Größenordnung, auf die wir uns einstellen müssen."

Bei den in den kommenden Tagen anstehenden Verhandlungen sei es jedoch das Ziel der Arbeitnehmervertreter, von dieser Größenordnung herunterzukommen. "Jetzt geht es um Standort- und Beschäftigungssicherung und darum, einen Interessenausgleich und einen Sozialplan zu verhandeln", sagte Patzelt der "Rheinischen Post" (Dienstagausgabe).

Mehrere Zeitungen wie die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" (Montagausgabe), die Süddeutsche Zeitung (Montagausgabe) und die "Rheinische Post" hatte zuvor übereinstimmend über die geplante Streichung von 2000 Stellen bei Karstadt berichtet. Besonders betroffen sei unter anderem die Essener Konzernzentrale, hieß es in der "WAZ". In diese Zahl seien mögliche Jobverluste durch die Schließung von Filialen noch nicht eingerechnet, schrieb das Blatt.

Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete über Pläne, das Personal stärker nach Bedarf einzusetzen. So sollten am Montag und Dienstag weniger Leute eingesetzt werden, als am Freitag und Samstag. Daneben seien Verbesserungen beim Einkauf geplant.

Am vergangenen Donnerstag hatte der Aufsichtsrat von Karstadt die Weichen für einen strikten Sparkurs gestellt. Über Einzelheiten der geplanten Kürzungen soll in den kommenden Wochen verhandelt werden. Die nächste Sitzung des Karstadt-Kontrollgremiums ist für den 23. Oktober geplant. Das Unternehmen war am Montag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Ein Sprecher der österreichischen Signa-Holding des neuen Karstadt-Eigentümers René Benko lehnte einen Kommentar ab.

Eine Verdi-Sprecherin warf der Karstadt-Führung jahrelanges Missmanagement vor. Bevor jetzt Verhandlungen über mögliche Filialschließungen beginnen könnten, fordere Verdi erst einmal ein überzeugendes wirtschaftliches Gesamtkonzept für die Warenhauskette. Dazu gehöre mehr regionale Eigenständigkeit für die Filialen.

Die verschiedenen Standorte müssten sich dazu unter anderem mit ihrem Sortiment besser auf ihre teils sehr unterschiedlichen Kunden und das Marktumfeld - also die Konkurrenz am Ort - einstellen. "Insgesamt sind wir überzeugt: Es gibt einen Markt für Karstadt als Warenhaus - ohne Zerlegung in Shop-in-Shop-Angebote", sagte die Sprecherin.

Bei den bevorstehenden Tarifverhandlungen, die erstmals mit den neuen Arbeitgebervertretern ablaufen sollen, steht aus Sicht von Verdi ein Gesamtpaket zur Sicherung der Beschäftigung und der Filialstandorte im Vordergrund. Seit 2004 verzichteten die Beschäftigten in verschiedenen Sanierungstarifverträgen und durch den Ausstieg Karstadts aus der Tarifbindung 2013 auf Lohnerhöhungen sowie Urlaubs- und Weihnachtsgeld, sagte die Sprecherin. Dieser Beitrag addiert sich nach Berechnungen von Verdi auf inzwischen rund 700 Millionen Euro.

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