Zalando hält an kostenlosen Retouren fest

Berlin · Der Online-Modehändler Zalando will im Gegensatz zu einigen Konkurrenten an kostenlosen Rücksendungen festhalten. "Wir sehen Retouren als Teil des Geschäftsmodells", sagte Vorstandsmitglied Rubin Ritter bei der Hauptversammlung.

Die Rücksendequote bei Zalando liegt nach bisherigen Informationen bei rund 50 Prozent gemessen am Umsatz. Foto: Marc Tirl/Archiv

Die Rücksendequote bei Zalando liegt nach bisherigen Informationen bei rund 50 Prozent gemessen am Umsatz. Foto: Marc Tirl/Archiv

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Gratis-Rücksendungen verursachten zwar Kosten, sie seien aber wichtig für die Kundenzufriedenheit. "Wir werden auch künftig kostenlose und einfache Retouren anbieten."

Die Rücksendequote bei Zalando liegt stabil bei rund 50 Prozent gemessen am Umsatz. Bei Versuchen habe sich gezeigt, dass Kunden weniger kauften, wenn man ihnen Retouren erschwere, sagte Rubin.

Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Ländern. Deutschland gehöre zu den Märkten, in denen die Kunden die kostenlosen Retouren "sehr schätzen" - und viel zurückschicken. In Italien hingegen sei der Anteil niedriger. Zalando wolle die Zahl der Rücksendungen unter anderem mit einer besseren Bestimmung der passenden Kleidergröße verringern, kündigte Ritter an.

Nach dem Börsengang im vergangenen Herbst war es die erste öffentliche Hauptversammlung von Zalando. Die Aktie war im Oktober zunächst schwach gestartet und unter den Ausgabepreis von 21,50 Euro gerutscht. Inzwischen können die Anteilseigner zufrieden sein: Der Kurs liegt bei rund 30 Euro. Im vergangenen Jahr gelang dem Berliner Unternehmen zudem der Sprung in die schwarzen Zahlen. Zalando betont, man wolle auch weiter profitabel wachsen.

Die oft sehr kritischen Kleinaktionärs-Vertreter gaben sich entsprechend versöhnlich. Zugleich störten sie sich vor allem an zwei Punkten: Der Entscheidung, die Bezüge der Vorstände nicht einzeln auszuweisen, und der fehlenden Zusage einer Dividende.

Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) kritisierte, dass es bei der Hauptversammlung keine neue Entscheidung darüber gebe, ob die Einkommen der Firmenführung nicht doch einzeln aufgelistet werden sollten.

Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung Institutionelle Privatanleger verwies darauf, dass dem Vorstand neben der relativ bescheidenen Vergütung von 600 000 Euro im vergangenen Jahr auch noch Aktienoptionen im Millionen-Wert zustünden. "Nicht einmal eine Krawatte können sie sich leisten", nahm der Aktionärsvertreter den lockeren Kleidungsstil der Zalando-Manager auf die Schippe. Er selbst erschien mit Fliege zum Anzug.

Buhlmann rechnete auch vor, dass Zalando beim aktuellen Wachstumstempo in wenigen Jahren auf einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von einer halben Milliarde Euro kommen könnte. Er forderte deswegen die Aussicht auf eine Dividende. "Bei 500 Millionen EBIT keine Dividende zu zahlen, das fällt schwer." Vorstand Ritter blieb dazu betont vage: "Dass wir eine Dividende zahlen, können wir für die Zukunft nicht ausschließen."

Alle Tagesordnungspunkte wurden in der Abstimmung durchgewunken. Das Kräfteverhältnis bei Zalando ist klar geregelt: Auch nach dem Börsengang halten die Altaktionäre noch über drei Viertel des Kapitals. Größter Anteilseigner ist die schwedische Investment-Gesellschaft Kinnevik mit zuletzt 32 Prozent, gefolgt von den deutschen Samwer-Brüdern (19 Prozent) und dem dänischen Modeunternehmer Anders Holch Povlsen mit 9 Prozent.

Povlsen gehört der Konzern Bestseller, der hinter den Modemarken "Only", "Vero Moda" und "Jack & Jones" steht. Für Bestseller ist Zalando ein wichtiger Vertriebskanal: Im vergangenen Jahr orderten die Berliner Waren für 75 Millionen Euro.

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